Gehaltsvergleich Gesundheitswesen 2022

Jedes Jahr veröffentlicht die Schweiz das Lohnbuch, in welchem sämtlichen Gehälter der einzelnen Berufsgruppen des Gesundheitswesens enthalten sind: Krankenpfleger/innen, Ärzte/-innen, Rettungssanitäter/innen, medizinische Praxisassistenten/-innen und mehr. Auch in seiner aktualisierten Ausgabe 2022 verrät es die aufgeführten Standardlöhne und vermittelt damit einen umfassenden Einblick in die derzeitigen Schweizer Gehälter. Das aktuelle Lohnbuch 2022 beinhaltet über 9.400 Lohnangaben zu verschiedenen Berufen und rechnet mit zwölf Monatslöhnen. Mit Hilfe dieser aufgeführten Standardlöhne können Arbeitnehmer/innen einen aussagekräftigen Gehaltsvergleich ziehen und eventuell wichtige Erkenntnisse für die nächste Gehaltsverhandlung gewinnen.

Gehaltsvergleich – Wer verdient am besten?

Nach zwei Jahren Corona-Pandemie ist der Fachkräftemangel vor allem im Gesundheitswesen so gross wie noch nie. Krankenhäuser, Kliniken, Pflegeeinrichtungen und Facharztpraxen suchen dringend nach geeignetem Personal. Dabei wird sich die Situation in absehbarer Zeit noch weiter zuspitzen, da die Generation der Babyboomer kürzlich das Pensionsalter erreicht hat.

Arbeitnehmer/innen sitzen daher nun am längeren Hebel, wenn es um den Lohn geht, und können mehr Geld verlangen. Bei den Gehaltsverhandlungen ist daher das Lohnbuch wichtig, da es auflistet, wie viel welche Berufsgruppe verdient. Seine Daten bezieht es aus Gesamtarbeitsverträgen sowie Empfehlungen und Statistiken. Wenn eine Branche einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) oder einen Mindestlohn hat, werden diese Werte für die Lohnangaben im Buch übernommen.

Die Lohnbuch-Angaben listen monatliche Bruttolöhne auf, berücksichtigen jedoch keine eventuellen Zulagen oder Sondervergütungen. Ausserdem enthalten die meisten Arbeitsverträge 13 statt der durchschnittlich angenommenen zwölf Monatsgehälter.

Die folgenden Auflistungen geben einen Überblick über die Grundgehälter der einzelnen Berufsgruppen. Den Gehaltsvergleich aus dem Vorjahr finden Sie hier.

Gehalt Arzt/Ärztin

Die Brutto-Monatslöhne richten sich nach dem jeweiligen Personalgesetz. Sofern die Einrichtungen dem GAV (Gesamtarbeitsvertrag) der entsprechenden Region unterliegen, richten sich die Löhne nach den dort vorherrschenden Vorgaben. Die folgenden Angaben entsprechen der Grossregion Zürich.

Gehalt Pflegepersonal

Die Löhne richten sich nach den Lohnklassen in den Personalverordnungen.

Gehalt Medizinische Assistenten/-innen

Auch die Gehälter für die medizinischen Assistenten/-innen richten sich nach der Personalverordnung. Die MPA-Gehälter orientieren sich an der Lohnempfehlung der Zürcher Ärztegesellschaft.

Gehalt Apotheker/innen und Pharma-Assistenzen

Die Gehälter der Apotheker/innen und Pharma-Assistenten/-innen richten sich nach der Lohnempfehlung der Branche:

• Apotheker/in: CHF 7‘355 bis 8‘604
• Pharma-Assistenz: CHF 4‘000 bis 5‘700
• Pharma-Betriebsassistenz: CHF 5‘000 bis 5‘500
• Drogist/in EFZ: CHF 3‘958 bis 4‘508
• Drogist/in HF: CHF 6‘816 bis 7‘150

Gehalt Therapeuten/-innen

Die Löhne der Therapeuten/-innen richten sich nach den Lohnklassen im Personalgesetz:

• Ergotherapeut/in: CHF 6‘354
• Mit besonderen Aufgaben oder als Leiter/in: CHF 6‘759
• Physiotherapeut/in: CHF 6‘354
• Physiotherapeut/in mit besonderen Aufgaben oder als Leiter/in: CHF 6‘759
• Physiotherapeut/in Fachentwicklung: CHF 8‘210
• Physiowissenschaftler/in: CHF 7‘624
• Psychologe/-in: CHF 6‘354
• Leitende/r Psychologe/-in: CHF 8‘721
• Ernährungsberater/in: CHF 6‘354
• Ernährungsberater/in mit besonderen Aufgaben oder als Leiter/in: CHF 6‘759

Regionale Lohnunterschiede im Gesundheitswesen

Nicht alle Regionen in der Schweiz zahlen gleich. Manche entlohnen ihre Arbeitnehmer/innen höher, andere niedriger. Dies hängt von mehreren Faktoren ab, z.B. den allgemeinen Lebenshaltungskosten vor Ort oder erhöhter bzw. verminderter Nachfrage nach den entsprechenden Berufsgruppen im Einzugsgebiet.

Bei den Prozentangaben wird die Gesamtschweiz als 100 Prozent angenommen. Die einzelnen Kantone werden daran angelehnt entsprechend höher oder niedriger eingestuft.

• Schweiz: 100 Prozent
• Zürich: 106,20 Prozent
• Nordwestschweiz: 100,06 Prozent
• Ostschweiz: 100,64 Prozent
• Zentralschweiz: 101,03 Prozent
• Espace Mittelland: 99,91 Prozent
• Region Genfersee: 95,44 Prozent
• Tessin: 86,09 Prozent

Gehaltsvergleich: Aktuelle Medianlöhne im Gesundheitswesen nach Alter gegliedert

Die Schweizer Medianlöhne besagen, dass für die eine Hälfte der Lohnbezieher/innen der Lohn über diesem Wert liegt, und für die andere Hälfte darunter. Im Gesundheitswesen liegt dieser Median gesamtschweizerisch bei CHF 7‘167.

Die folgende Auflistung zeigt die Durchschnittslöhne für junge Berufsanfänger/innen und erfahrene Arbeitnehmer/innen auf alle beruflichen Sparten bezogen:

• 20 bis 29 Jahre: CHF 5‘220
• 30 bis 39 Jahre: CHF 6‘469
• 40 bis 49 Jahre: CHF 6‘951
• 50 bis 65 Jahre: CHF 7‘053

Zum Vergleich: Die Pharmabranche bezahlt Medianlöhne zwischen CHF 6‘939 und 9‘376. Die niedrigsten Medianlöhne werden im Gastgewerbe und in der Hotellerie ausgezahlt, denn dort erhalten die Angestellten Medianlöhne von lediglich CHF 3‘484 bis 4‘314.

Gehaltsvergleich: Teuerung beeinflusst Löhne nicht

Allgemein sind die Löhne in den letzten zehn Jahren in der Schweiz stetig angestiegen: Jährlich haben sich die Reallöhne um durchschnittlich 0,8 Prozent erhöht. 2021 ist es aber zusätzlich zu einer Teuerung von 0,6 Prozent gekommen, die sich bis zum Ende des Jahres 2022 vermutlich weiter erhöhen wird.

Auf die Löhne habe das aber keinen Einfluss, sagt Vergütungsexperte Urs Klingler von der Beratungsfirma Klingler Consultants: „Nach der Pandemie und mit dem aktuellen Krieg in der Ukraine geht es vielen Unternehmen nicht so gut.“ Eine Lohnerhöhung sei darum trotz Teuerung oft nicht möglich.