Das Schweizer Gesundheitswesen wird oft gelobt, manche behaupten gar, es sei das beste der Welt. Im Wohlstands-Index des Legatum Instituts, einem Vergleich zwischen 167 Ländern, erzielt die Schweiz im Bereich Gesundheit jedoch keine Bestnoten und kommt nicht einmal unter die Top Ten. Am besten platziert sich Japan.
Schweizer Gesundheitswesen nur auf Rang 13
Der Wohlstands-Index des Legatum Instituts bildet das wirtschaftliche und soziale Wohlergehen in 167 Ländern ab. Gemessen werden rund 300 Einzelindikatoren aus 67 Politikfeldern. Mehr als 100 Forschende und Experten aus aller Welt tragen die Daten zusammen.
Insgesamt schneidet die Schweiz im internationalen Vergleich gut ab und erreicht Platz 5. Besser platzieren sich nur die nordischen Länder: Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland. Die Schweiz hält ihren Rang bereits seit elf Jahren. Die beste Performance zeigt das Land dabei in den Kategorien Wirtschaftsqualität sowie Sicherheit. In diesem Bereich hat sich die Schweiz auch am stärksten verbessert. Das schwächste Ergebnis wird im Bereich Investitionsumfeld erzielt.
In der Kategorie Gesundheit erreicht die Schweiz allerdings keinen Platz unter den Top Ten. Stattdessen muss sie sich mit dem 13. Rang zufriedengeben.
Die zehn bestplatzierten Länder im Bereich Gesundheit
Diese Länder stellen laut Wohlstands-Index die Top Ten im Bereich Gesundheitswesen:
- Japan
- Singapur
- Südkorea
- Norwegen
- Taiwan (China)
- Israel
- China
- Island
- Niederlande
- Schweden
Vor der Schweiz liegen zudem noch Malta und Luxemburg. Die drei hintersten Plätze belegen die Zentralafrikanische Republik, Südsudan und die Republik Tschad.
Bewertungskriterien für das nationale Gesundheitswesen
Um die Qualität der Gesundheitsversorgung in den einzelnen Ländern zu bewerten, haben die Experten des Legatum Instituts die folgenden Faktoren analysiert:
- Welche Lebensstilmuster wirken sich negativ auf die Gesundheit und die Lebenserwartung aus? Dazu gehören unter anderem Faktoren wie Rauchen, Fettleibigkeit und Substanzmittelmissbrauch.
- Welche Präventionsmassnahmen werden angeboten, um das Auftreten von Krankheiten zu verhindern und einen frühen Tod zu vermeiden? Dazu zählen zum Beispiel Impfungen, Schwangerschaftsvorsorge, Verhütungsmittel und Screening-Programme.
- Wie fähig ist das Gesundheitssystem, wenn es darum geht, Krankheiten zu behandeln und Verletzungen zu versorgen (Care System)? Um Antworten auf diese Frage zu finden, haben sich die Experten unter anderem angesehen, welche Krankenversicherungsmöglichkeiten es gibt, wie viel medizinisches Fachpersonal vorhanden ist, wie Tuberkolose- und HIV-Behandlung aufgestellt sind und wie zufrieden die Bevölkerung mit dem Gesundheitssystem ist.
- Wie gut fällt die mentale Gesundheit der Bevölkerung aus? Einflussfaktoren sind unter anderem das emotionale Wohlbefinden, depressive Störungen und die Anzahl an Suiziden.
- Wie stark ist die Bevölkerung durch körperliche Erkrankungen belastet? Erfasst werden zum Beispiel Schmerzen, übertragbare und nicht übertragbare Krankheiten, Bluthochdruck und weitere Gesundheitsprobleme.
- Wie hoch fällt die Lebenserwartung aus? Für diesen Faktor messen die Experten die Sterblichkeitsrate der Bevölkerung eines Landes in verschiedenen Lebensphasen.
Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das allgemeine Wohlstandsniveau
Nach einem kontinuierlichen Aufschwung zwischen 2015 und 2019 stagniert das weltweite Wohlstandsniveau 2021 zum zweiten Mal in Folge. Die Wissenschaftler des Legatum Instituts führen dies unter anderem auf die Corona-Pandemie zurück. COVID-19 hat weltweit zu einem Anstieg der Sterblichkeit geführt, mit fast fünf Millionen Toten zwischen dem Beginn der Pandemie bis Ende Oktober 2021. Auch negative Auswirkungen auf die Wirtschaft machen sich bemerkbar, wobei Nordamerika in diesem Bereich das stärkste Defizit verzeichnet.
Neben der Corona-Krise beeinflussen noch weitere Faktoren das weltweite Wohlstandsniveau negativ. So verzeichnet das Legatum Institut einen allgemeinen Rückgang an persönlichen Freiheiten, etwa der Redefreiheit und der Versammlungsfreiheit. Die Stagnation des Wohlstandsniveaus mache sich vor allem in den beiden wohlhabendsten Regionen der Welt bemerkbar, in Nordamerika und Westeuropa. Dagegen kann die am wenigsten wohlhabende Region, die südlich der Sahara gelegenen afrikanischen Länder, ihr Wohlstandsniveau zum elften Jahr in Folge steigern.