Als Hebamme in Ausbildung erlernt man die Grundlagen für einen verantwortungsvollen Beruf. Hebammen begleiten Schwangere vor und während der Geburt und stehen auch jungen Familien mit ihren Neugeborenen weiterhin zur Seite. In der Schweiz erfolgt die Hebammen-Ausbildung in Form eines akademischen Studiums und schliesst mit dem Bachelor of Science (BSc.) ab. Welche Voraussetzungen man mitbringen sollte, welche Inhalte das Studium behandelt und welche Aufgaben Hebammen im Arbeitsalltag erwarten, zeigt dieser Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Die Ausbildung zur Hebamme
Grundlage für die Hebammen-Ausbildung in der Schweiz bilden das Gesundheitsberufegesetz (GesBG) und das Hochschulförderung- und Hochschulkoordinationsgesetz (HFKG). Das Bachelor-Studium zur Hebamme kann derzeit an vier Hochschulen absolviert werden: der Berner Fachhochschule, der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Winterthur, der Haute école de santé Genève (Heds) in Genf und der Haute Ecole de Santé Vaud (HESAV) in Lausanne.
Hebamme Ausbildung: Zugangsvoraussetzungen
Zu den Zugangsvoraussetzungen gehören die gymnasiale, Berufs- oder Fachmaturität sowie ein mindestens zweimonatiges Vorpraktikum im Gesundheitswesen. Weiterhin sollten Studienanwärter/-innen über gute Englischkenntnisse entsprechend Level B2 bis C1 des europäischen Referenzrahmens verfügen und von den Hochschulen empfohlene Impfungen nachweisen.
Neben der fachlichen Qualifikation sollen angehende Hebammen auch einige zwischenmenschliche Voraussetzungen erfüllen. Für den verantwortungsvollen Beruf benötigen sie ein hohes Einfühlungsvermögen, müssen zuverlässig sein und gut kommunizieren können. Geld und Ausdauer sind ebenso gefragt wie eine rasche Auffassungs- und Beobachtungsgabe. Hebammen müssen psychisch und physisch belastbar sein, gut im Team arbeiten und dazu bereit sein, unregelmässige Arbeitszeiten zu übernehmen.
Hebamme Ausbildung: Dauer
Die Dauer des Bachelorstudiums umfasst sechs Semester (drei Jahre) plus ein zehn Monate dauerndes Praktikum nach dem Studium. Studierende in Bern können ihre Ausbildung um ein Semester verkürzen, wenn sie die folgenden Vorleistungen mitbringen:
- Abschluss als diplomierte Pflegefachperson auf Tertiärniveau (Pflege HF/FH (BSc.)) oder vergleichbare Vorgängerschulen
- mindestens einjährige Berufserfahrung in einem Pflegeberuf auf einer Akut- oder Notfallstation
Hebamme Ausbildung: Inhalte
Das Hebammen-Studium setzt sich aus Präsenzveranstaltungen und Selbstlernanteilen zusammen. Zu den Studieninhalten gehören berufsspezifische sowie interprofessionelle Module, die sich auf das wissenschaftliche Arbeiten und die Zusammenarbeit mit anderen medizinischen Fachbereichen beziehen.
In den berufsspezifischen Modulen erlernen Studierende die Grundlagen der Geburtshilfe von der Schwangerschaft über die Geburt bis hin zum Wochenbett sowie die Umsetzung der erlernten Fähigkeiten im erweiterten Berufskontext. Dazu gehören zum Beispiel die Beratung von Schwangeren und Familien, eine Einführung in die Schweizer Systeme der Gesundheitsversorgung, Berufsethik und -recht sowie Unterrichtseinheiten zu Gesundheitsförderung, Prävention und Qualitätsmanagement. Weiterhin erfahren angehende Hebammen, wie sie Theorie und Praxis verknüpfen.
Hebamme Ausbildung: Abschluss
Im Bachelorstudium zur Hebamme werden alle Studienleistungen nach dem European Credit Transfer System (ECTS) bewertet. Damit ist der Studienabschluss europaweit vergleichbar und gibt Hebammen die Möglichkeit, auch in den euopäischen Nachbarländern zu arbeiten. Der Studiengang umfasst insgesamt 180 ECTS-Punkte, wobei ein Punkt rund 30 Arbeitsstunden entspricht, und schliesst mit dem eidgenössisch anerkannten Diplom „Bachelor of Science (Bsc.) FH Hebamme“ ab. Um den Titel zu erwerben, erstellen die Studierenden eine Bachelorarbeit zu einem berufsrelevanten Thema unter Einsatz der im Unterricht erworbenen wissenschaftlichen Methoden.
Nachträglicher Titelerwerb zur Hebamme FH
Wer bereits eine Ausbildung zur Hebamme nach einem älteren Studiensystem absolviert hat, kann nachträglich einen Fachhochschultitel erwerben. Dieser nachträgliche Titelerwerb (NTE) ist Voraussetzung, wenn man Zugang zu den akademischen Weiterbildungsprogrammen an den Schweizer Fachhochschulen erhalten möchte. Darüber hinaus bringt er die Angleichung an europäische Standards mit sich und ermöglicht die internationale Mobilität. Für den nachträglichen Titelerwerb ist ein Gesuchsformular über die offizielle Website des SBFI einzureichen.
Gehalt während der Ausbildung
Das akademische Studium zur Hebamme wird nicht vergütet. Für das Bachelorstudium fallen vielmehr Studiengebühren an, die pro Semester zu entrichten sind. An der ZWAH betragen die Gebühren CHF 720, in Bern CHF 750 pro Semester. Hinzu kommen jeweils CHF 100 für die Einschreibung zum Aufnahmeverfahren und die Studieneinschreibung. Weiterhin sind Prüfungsgebühren sowie Gebühren für die Mitgliedschaft in sozialen und kulturellen Einrichtungen für Sport und den Verband der Studierendenschaft zu entrichten. Die Kosten für Unterrichtsmaterialien und eventuelle Exkursionen müssen Studierende ebenfalls selbst tragen.
Hebamme Beruf: Aufgaben im Arbeitsalltag
Der Arbeitsalltag einer Hebamme gestaltet sich abwechslungsreich. Schliesslich verläuft keine Schwangerschaft wie die andere. So muss man stets auf unerwartete Ereignisse eingestellt sein und in Notfällen kurzfristig reagieren können. Da sie in einem engen Vertrauensverhältnis zu den Eltern stehen, müssen Hebammen zudem ihr eigenes Handeln und ihre eigenen Werte stets kritisch hinterfragen und sensibel auf die Bedürfnisse der Schwangeren eingehen.
Die wichtigsten Aufgaben einer Hebamme im Überblick:
Unterstützung während der Schwangerschaft
Hebammen unterstützen werdende Eltern während der Schwangerschaft. Sie informieren Schwangere und ihre Partner über den Verlauf von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett- und Stillzeit und bereiten sie behutsam auf die neue Rolle als Eltern vor. Neben der Beratung übernehmen sie auch vorgeburtliche Untersuchungen und leiten Massnahmen an, um die Gesundheit von Schwangeren und Kind zu fördern.
Begleitung der Geburt
Hebammen begleiten Eltern und Kind während der Geburt. Je nach Schwangerschaftsverlauf und Arbeitsort führen sie die Geburten dabei in eigener Verantwortung durch, etwa als Hausgeburt, oder arbeiten im Spital mit Ärzten/-innen zusammen. Sie achten auf das Wohlbefinden von Mutter und Kind, überprüfen die Herztöne und die Wehentätigkeit und leiten bei Komplikationen die geeigneten Notfallmassnahmen ein.
Wochenbettbegleitung
Hebammen stehen jungen Familien auch nach der Geburt zur Seite. Sie betreuen Mütter im Wochenbett und überwachen den Gesundheitszustand der Neugeborenen. Zusätzlich beraten sie Eltern bei allen Fragen, die im neuen Lebensabschnitt mit Kind anfallen, zum Beispiel zum Stillen, zur optimalen Ernährung, zur Rückbildung und zur Verhütung.
Weitere Aufgaben
Im Arbeitsalltag nehmen Hebammen zusätzlich diese Aufgaben wahr:
- Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams, zum Beispiel mit medizinischem Fachpersonal, Fachpersonen der Mütter-Väter-Beratung oder vom Sozialdienst
- Beitrag zur Forschung in Form von praxisrelevanten Forschungsanfragen und der Vermittlung neuer Kenntnisse an Fachpersonen
- laufende, berufsbegleitende Weiterbildung
Wo kann man als Hebamme arbeiten?
Hebammen arbeiten sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich. Sie finden Anstellung in Spitälern, speziellen Hebammenpraxen und Geburtshäusern sowie in Beratungsstellen des Sozial-, Erziehungs- und Bildungswesens. Mit mindestens zwei Jahren Berufserfahrung besteht zudem die Möglichkeit, sich selbständig zu machen und ein Geburtshaus oder eine eigene Hebammenpraxis zu führen. Hebammen, die selbständig oder in eigener fachlicher Verantwortung tätig sind, benötigen eine Berufsausübungsbewilligung der jeweiligen kantonalen Behörde.
Hebamme Gehalt: Wie viel verdient eine Hebamme im Berufsleben?
Wie viel eine Hebamme nach der Ausbildung verdient, richtet sich unter anderem nach der Art der Anstellung, der Berufserfahrung und der Region. Wie der Lohnrechner des Bundes zeigt, kann eine frisch ausgebildete Hebamme FH in der Region Zürich im Durchschnitt CHF 6‘241 pro Monat erwarten. Im Tessin liegt das mittlere Gehalt für eine Vollzeitstelle bei CHF 5‘523.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen Online-Gehaltsauswertungen. Der Durchschnittverdienst in der gesamten Schweiz liegt demnach bei CHF 6‘118 pro Monat. Die mittlere Lohnspanne erstreckt sich zwischen CHF 68‘754 und 88‘851 im Jahr.
Weiterbildungsmöglichkeiten
Ihre Verdienstchancen steigern Hebammen mit einer fachlichen Weiterbildung. An den Fachhochschulen lässt sich an den Bachelor zum Beispiel ein Masterstudiengang (MSc.) Hebamme/Midwifery anschliessen. Über verschiedene Nachdiplomstufen können die Hebammenkompetenzen vertieft und ergänzt werden. Schliesslich besteht die Möglichkeit, an der Universität Zürich in Zusammenarbeit mit der ZHAW ein Doktorat (Dr. sc. med/PhD) in der Disziplin „Care & Rehabilitation Science“ zu erwerben.
Häufige Fragen
- Was ist eine Hebamme?
- Wie wird man Hebamme?
- Wie lange dauert die Ausbildung zur Hebamme?
- Wie viel verdient man als Hebamme?
- Welche Tätigkeiten führt eine Hebamme aus?
Als Hebamme begleitet man Schwangere vor und während der Geburt. Aber auch danach steht sie den jungen Familien weiterhin zur Seite.
In der Schweiz ist ein akademisches Bachelorstudium nötig, um Hebamme zu werden. Zu den Zugangsvoraussetzungen gehören unter anderem die gymnasiale, Berufs- oder Fachmaturität sowie ein mindestens zweimonatiges Vorpraktikum im Gesundheitswesen.
Das Bachelorstudium dauert drei Jahre (sechs Semester). Daran schließt sich ein zehnmonatiges Praktikum an.
Der Durchschnittsverdienst einer Hebamme in der Schweiz beträgt 6’118 CHF im Monat. Die Lohnspanne erstreckt sich von CHF 68’754 bis 88’851 pro Jahr. Die Höhe des Gehalts variert je nach Art der Anstellung, der Berufserfahrung und der Region.
Eine Hebamme unterstützt werdende Eltern während der Schwangerschaft, begleitet sie durch die Geburt und auch anschließend im Wochenbett.