In Spitälern und Pflegeheimen steigt die Anzahl der Honorar- und ZeitarbeiterInnenn und das nicht nur in der Pflege, sondern auch im Ärztlichen Dienst.
Definition Honorararzt
Bei Honorarärzten oder -ärztinnen handelt es sich um selbstständige MedizinerInnen, welche ihre medizinische Tätigkeit an einem Standort ausführen, welcher einem Drittunternehmen gehört. Für diesen bezahlt der Honorarzt oder -ärztin einen Pauschalbetrag.
Hierbei überweist der/die MedizinerIn dem Unternehmen entweder den Betrag, oder dieser wird vom Ertrag abgezogen. Als Honorararzt ist man ausserdem zeitlich befristet auf Honorarbasis tätig. Die Einnahmen werden demzufolge durch zeitlich und örtlich befristete, auftrags- und projektbezogene Anstellungen erzielt.
Honorarärzte und -ärztinnen müssen ferner über ein abgeschlossenes Medizinstudium sowie über den Facharzttitel verfügen, um praktizieren zu können.
Darüber hinaus differenziert man zwischen zwei Honorararzttypen.
Leistungsabrechnung mit eigener ZSR / GLN
Es gibt demzufolge Honorarzärztinnen und -ärzte, die ihre Leistungen mit ihrer eigenen ZSR-Nummer (Nummer für selbstständig tätige Leistungserbringer) oder der GLN (Global Location Number; Identifikation von Standorten und Unternehmen) in Rechnung stellen.
Auf dem Rückerstattungsbeleg für PatientInnen sind sie demnach als „Leistungserbringer“ dargelegt und übernehmen infolgedessen für die erbrachten Leistungen selbst Verantwortung.
Leistungsabrechnung über das Drittunternehmen
Überdies existieren Honorarzärztinnen und -ärzte, die ihre Leistungen über das Drittunternehmen abrechnen lassen. Im Zuge dessen steht auf dem Rückerstattungsbeleg für die PatientInnen unter „Leistungserbringer“ die GLN/ZSR-Nummer des Drittunternehmens, welches demgemäß die Verantwortung für die erbrachten Leistungen trägt.
Selbstständige Ärztinnen und Ärzte dürfen in einer AG zudem im Normalfall ihre Selbstständigkeit gemäss Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) behalten und finanzieren ihre Sozialbeiträge selbst. Sie profitieren dennoch von den Vorteilen einer AG, welche ihnen sowohl Infrastruktur als auch Personal bereitstellt. Hierfür behält die AG einen festgesetzten oder nicht festgesetzten Pauschalbetrag vom Honorar zurück.
Wann ist der Einsatz von Honorar- und Zeitarbeitskräften nötig?
Der Einsatz von Honorar- und Zeitarbeitskräften ist immer dann erforderlich, wenn keine (geeigneten) Bewerbungen für vakante Stellen im Krankenhaus vorhanden sind. Nicht selten kommt es vor, dass sich viele aufgrund der Bedingungen im klinischen Alltag nicht bewerben möchten, was zu starken Stellenbesetzungsproblemen führt.
Auf Stellenanzeigen erhalten viele Spitäler kaum Resonanz, weshalb auch ÄrztInnen zur Mangelware werden. Damit Stellen nicht lange infolge des Mangels unbesetzt bleiben, bleibt vielen Spitälern keine andere Wahl, als gegebenenfalls auf Honorar- und Zeitarbeitskräfte zurückzugreifen.
Die Tätigkeit als Honorararbeitskraft ist dabei zeitlich befristet – vorübergehende Engpässe in der ärztlichen Versorgung sollen hierdurch überbrückt werden.
Einsatzorte von Honorarärzten
Zu den möglichen Einsatzorten, in welchen HonorarärztInnen tätig sein dürfen, zählen alle medizinischen Einrichtungen, in denen ÄrztInnen arbeiten können.
Hierzu zählen unter anderem Spitäler, Rehabilitationskliniken sowie medizinische Versorgungszentren. Honorarärzte sind prinzipiell in allen Bereichen des Gesundheitswesens zu finden; häufig trifft man diese jedoch im Bereich der Anästhesie- und Notfallmedizin sowie im Fachgebiet der Allgemeinmedizin und Inneren Medizin an.
Vor- und Nachteile für Honorarärzte
Die Unabhängigkeit als Honorararzt ist verknüpft mit positiven Aspekten. Dazu gehören:
- höhere Flexibilität, da man Arbeitszeiten selbst bestimmen kann
- in der Regel fallen keine Dienste an
- mehr Gehalt – kurzfristig gesehen
- finanzielle Unabhängigkeit
- keine Hierarchien aufgrund Angestelltenverhältnis
Doch die Tätigkeit als Honorararzt hat gleichermassen negative Seiten:
- fehlende Planungssicherheit
- soziale Unsicherheit
- kein festes soziales Umfeld und kein fester Arbeitsplatz
- keine Möglichkeit der Einflussnahme auf die inneren Strukturen der Klinik
- Störung des Sozialgefüges der Abteilung
Vor- und Nachteile für Arbeitgeber
Auch Arbeitgeber können von Honorarärzten profitieren:
- Durch ihre Flexibilität sind Honorarärzte spezifisch für Regionen hilfreich, welche Versorgungsengpässe aufweisen. Dadurch kann der Arbeitsbetrieb bestehen bleiben.
- Erweiterung der Fähigkeiten und Kompetenzen des Ärzte-Teams, da Honorarärzte oftmals spezialisiert auf einen Fachbereich sind und das interne Know-How aufbessern können.
- Honorarärzte unterstützen angestellte Ärzte und können demzufolge die hohe Arbeitsbelastung eindämmen.
- Die Arbeitszufriedenheit ist bei Honorarärzten im Vergleich zu angestellten Medizinern erhöht, da sie eigenständiger agieren können.
Negative Aspekte von Honorarärzten muss man allerdings ebenfalls einer Betrachtung unterziehen:
- Honorarärzte kosten mehr als fest angestellte Ärzte. Insbesondere für kleinere Spitäler mit eingeschränkten Budgets ist die Umsetzung demzufolge schwierig.
- Da die Ärzte im Arbeitsalltag gewechselt werden, können Qualitätsverluste durch das Unwissen über die Klinikstandards entstehen. Diese muss ein Honorararzt stets neu erlernen.
- Strukturelle Defizite kann man mithilfe von Honorarärzten nicht langfristig beheben, da diese nur kurzfristig zur Verfügung stehen.
- Der Einsatz von Honorarärzten kann zu unzufriedeneren Festangestellten führen, da diese von der höheren Autonomie, Flexibilität und Gehalt von Honorarärzten Notiz nehmen können.
Fazit
Fachkräftemangel ist nicht nur im Pflegedienst, sondern auch im Ärztlichen Dienst vorhanden. Das Schweizer Gesundheitswesen ist deswegen mitunter stark von ausländischen Fachkräften abhängig. Denn in den Schweizer Spitälern besteht rund ein Drittel aus Ärzten, Ärztinnen und Pflegepersonal, welche aus anderen Ländern kommen.
Damit Engpässe in der ärztlichen Versorgung weitergehend überbrückt werden können, greift die Schweiz zudem immer mehr auf Honorar- und Zeitarbeitskräfte zurück. Von der dünnen Personaldecke können demzufolge Honorarärzte mit bestandener Facharztausbildung profitieren. Aber mit dem Einsetzen von Honorarärzten sollten Kliniken vorsichtig sein: sie können zwar Engpässe kurzfristig beheben, aber Strukturdefizite langfristig gesehen nicht ausgleichen.
Praxisvertretung und Honorararzt Stellenangebote finden
Die Zahl der Vermittlungsagenturen steigt jährlich an. Diese Agenturen vermitteln dabei zwischen den Arbeitgebern und Ärzten und regeln meist die administrative Arbeit.
Es gibt allerdings gleichermassen Modelle, bei welchen eine Vermittlung des Arztes direkt an die Klinik stattfindet oder wo der Honorarzt bei der Agentur angestellt ist und indirekt an die Kliniken vermittelt wird.
Auf Stellenbörsen sind des Öfteren spezifisch Ausschreibungen von Arbeitgebern und Praxisinhabern, welche eine Praxisvertretung benötigen, platziert. praktischArzt.ch listet ebenso als Honorarzt Börse entsprechende Honorararzt Stellen. Zu finden sind diese bei praktischArzt.ch und den Facharzt Stellenangeboten.
1. Strukturdaten Arztpraxen – Merkblatt – Honorarärztin/Honorararzt, www.bfs.admin.ch (Abrufdatum: 05.05.2020)