Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz verzeichnen für das Corona-Jahr 2020 weniger Einnahmen. Das geht aus den Daten der Ärztevereinigung FMH hervor. Weniger Arztbesuche und Operationen haben zu rückläufigen Kosten in der ambulanten Medizin geführt. Zugenommen hat dagegen die Nachfrage nach psychiatrischen Behandlungen.
Einnahmen: Einbrüche von bis zu 40 Prozent
Der Lockdown während der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 hat zu massiven Einnahmeeinbrüchen in den Schweizer Arztpraxen geführt. Je nach Fachbereich betrugen diese Einbrüche zeitweise bis zu 40 Prozent. Von April bis Juni haben ambulante Mediziner im Durchschnitt 14 Prozent weniger Leistungen pro Praxis abgerechnet. Die invasiv tätige Ärzteschaft konnte während des Lockdowns rund die Hälfte ihrer Operationen nicht durchführen. Aufgrund von Corona-Schutzmassnahmen stiegen zugleich die Kosten in den Praxen.
Als im Juni 2020 einige Restriktionen wieder aufgehoben wurden, zeigte sich ein grosser Nachholbedarf. Die Nachfrage nach ambulanten medizinischen Behandlungen stieg stark an und lag 20 Prozent über dem Vorjahreswert.
Weniger Patienten pro Praxis
Über das gesamte Jahr 2020 gesehen ging die Zahl der Patienten pro Praxis dennoch zurück. Das durchschnittliche Volumen der Leistungen, die Mediziner pro Arztbesuch abrechnen konnten, sank um knapp zwei Prozent. Das führte auch dazu, dass weniger Leistungen pro Praxis abgerechnet wurden. Insgesamt ging das Volumen über alle Facharztrichtungen hinweg um 1,15 Prozent pro Praxis zurück.
Die FMH erklärt diesen Rückgang unter anderem damit, dass durch die eingeschränkte Mobilität und die ergriffenen Schutz- und Hygienemassnahmen auch die Zahl der Grippefälle deutlich gesunken ist. Viele Patienten hätten die Arztpraxis zudem aus Angst vor einer möglichen Ansteckung nicht aufgesucht.
Die Datenerhebung der FMH deckt sich mit den Zahlen der Krankenversicherungen. Das Monitoring der Krankenversicherungs-Kostenentwicklung, kurz MOKKE, verzeichnet im Jahr 2020 einen Rückgang von 0,9 Prozent für ärztliche Behandlungen ohne Labor. Ein Aufholeffekt für das Jahr 2021 lässt aus den Daten der FMH noch nicht erkennen. In den ersten Wochen des Jahres 2021 lagen die abgerechneten Kosten pro Praxis sogar um zehn Prozent tiefer als im Vorjahr.
Zahl der psychiatrischen Behandlungen ist gestiegen
Während ambulante Allgemein- und Fachmediziner weniger Leistungen abrechneten und damit geringere Einnahmen verzeichneten, stieg 2020 die Nachfrage nach psychiatrischen Behandlungen. Das gilt sowohl für neue Patienten und Patientinnen als auch für bereits bestehende Patientenkontakte. Selbst während des Lockdowns im Frühjahr 2020 nahm die Zahl der Erstkontakte leicht zu. Die FMH deutet dies als Hinweis, dass sich die Corona-Pandemie belastend auf die Psyche auswirkt.