Lamotrigin ist ein Antiepileptikum der zweiten Generation. Bei diesen ist die Verträglichkeit insgesamt besser und die Durchführung einer Langzeittherapie vereinfacht. Der Wirkstoff gehört zu den bedeutendsten Therapeutika bei epileptischen Krampfanfällen sowie zur Vorbeugung von depressiven Phasen bei einer bipolaren Störung.
Lamotrigin – Wirkung
Lamotrigin zählt zur Gruppe der Antiepileptika und wird insbesondere zur Behandlung von Epilepsien und bipolaren Störungen eingesetzt. Das Nervensystem wird durch gewisse Botenstoffe entweder aktiviert oder gehemmt. Bei der Epilepsie, einer Erkrankung des Nervensystems, ist das Gehirn übermässig aktiv, sodass zu viele Signale weitergegeben werden. Dies löst aufgrund des übererregbaren Nervensystems epileptische Anfälle aus. Mögliche Ursachen sind eine genetische Vorbelastung oder Verletzungen des Gehirns.
Inhaltsverzeichnis
Das Arzneimittel dient bei verschiedenen Epilepsie-Formen durch die Minderung der Überaktivität des Gehirns der Vorbeugung von Krämpfen, da die Weiterleitung der Erregung gehemmt wird. Dies erfolgt auf zweifache Weise:
- Inaktivierung der spannungsabhängigen Natrium- und Kalziumkanäle in den Nervenzellen
- Hemmung der Freisetzung erregender Neurotransmitter
Die Verabreichung des Mittels bei Epilepsie erfolgt oft in der Kombination mit einem weiteren Antiepileptikum.
Lamotrigin – Anwendung und Dosierung
Lamotrigin wird häufig in der Form von Tabletten eingesetzt. Daneben gibt es Suspensionen, die sich einfacher schlucken lassen. Die Einnahme erfolgt meistens einmal täglich. Empfohlen wird sie zur gleichen Tageszeit, entweder vor oder nach der Mahlzeit.
Lamotrigin wird mit einer schrittweisen Anpassung der Dosis eingenommen. Oft ist die Tagesdosis bei einer Monotherapie in der ersten und zweiten Woche niedrig mit 25 mg pro Tag. In Woche drei und vier erfolgt eine Erhöhung auf 50 mg täglich. Die anschliessende Erhaltungsdosis beträgt 100 bis 200 mg pro Tag. Bei einer kombinierten Therapie mit anderen Wirkstoffen, der Einnahme von hormonellen Kontrazeptiva oder Erkrankungen, wie Nieren- und Leberfunktionsstörungen, passt der Arzt die Dosierung individuell an.
Wann wird der Wirkstoff eingesetzt?
Lamotrigin wirkt antiepileptisch, also krampfverhindernd und stimmungsstabilisierend. Bei Epilepsien hat das Mittel eine breite Wirksamkeit:
- einfache fokale Anfälle
- komplexe psychomotorische Anfälle
- gemischte Epilepsieformen
- Lennox-Gastaut-Syndrom, schwerwiegende Form der kindlichen Epilepsie
In der Epilepsiebehandlung kommt es bei rund 50 % der Betroffenen zur Anfallsfreiheit. Zudem reduziert der Wirkstoff bei einer bipolaren Störung die Reizweiterleitung und stabilisiert die Stimmung. Daneben kommt das Arzneimittel bei folgenden Beschwerden zum Einsatz:
- neuropathische Schmerzen
- neurologische Ausfälle bei Migräneaura
- Halluzinogen-induzierte persistente Wahrnehmungsstörung
- Visual Snow Syndrom
Wie wird das Medikament richtig eingenommen?
Die Einnahme sollte nach der Empfehlung des Arztes eingenommen werden, der eine individuelle schrittweise Dosierung erstellt. Es ist wichtig, sich daran zu halten, denn sonst besteht ein Risiko für teilweise schwerwiegende Nebenwirkungen. Tabletten werden unzerkaut mit ausreichend Wasser geschluckt. Suspensionen lassen sich leichter schlucken.
Was gibt es bei der Einnahme noch zu beachten?
Patienten sollten die Therapie mit Lamotrigin nie ohne Rücksprache mit ihrem Arzt abbrechen, da die Dosis über mehrere Wochen schrittweise verringert werden muss. Eine abrupte Beendigung der Einnahme kann die Epilepsie verschlimmern. In der Regel bedarf es einer lebenslangen Dauermedikation. Bei Fragen hilft auch die Apotheke:
Lamotrigin – Nebenwirkungen
Lamotrigin gilt als sehr gut verträglich und weist im Vergleich zu anderen Antiepileptika wie Pregabalin geringere Nebenwirkungen auf:
- Hautreaktionen
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Übelkeit oder Erbrechen
- Verhaltensstörungen (z.B. Aggressivität)
- Schlafstörungen
Bei einer Überdosierung sind schlimmstenfalls ein Bewusstseinsverlust und Koma möglich.
Lamotrigin – Wechselwirkungen
Lamotrigin zeigt zum Teil Wechselwirkungen mit diesen Antiepileptika, wodurch unerwünschte Wirkungen wahrscheinlicher sind:
- Valproat
- Carbamazepin
- Phenytoin
- Phenobarbital
Paracetamol kann den Abbau von Lamotrigin im Körper erhöhen. Alternativ eignen sich Medikamente mit dem Wirkstoff Ibuprofen.
Eine Malaria-Behandlung oder -vorbeugung und eine Carbamazepintherapie können die Wirkung verringern.
Daneben können verschiedene Antibiotika oder Medikamente zur Behandlung von Viruserkrankungen bei gleichzeitiger Einnahme zu Wechselwirkungen führen.
Lamotrigin – Kontraindikationen
Bei einer Überempfindlichkeit gegenüber Lamotrigin oder Bestandteilen des Präparats ist die Anwendung von Lamotrigin kontraindiziert.
Schwangerschaften sind bei Frauen mit Epilepsie grundsätzlich Risikoschwangerschaften, denn das Kind kann durch die Medikamentierung einer Gefährdung ausgesetzt sein. So soll die Behandlung mit Lamotrigin das Risiko für kongenitale Fehlbildungen erhöhen. Daher muss eine Nutzung oder Reduzierung der Dosis geprüft werden. Dennoch zeigt Lamotrigin neben Levetiracetam die geringsten Fehlbildungsraten.
Häufige Fragen zu Lamotrigin
- Was ist Lamotrigin?
- Wie schnell wirkt Lamotrigin?
- Wie gefährlich ist Lamotrigin?
- Gibt es bei Lamotrigin Langzeitfolgen?
- Ist Lamotrigin ein gutes Antiepileptikum?
- Kann man mit Lamotrigin Alkohol trinken?
Lamotrigin ist ein Antiepileptikum. Es wird zur Therapie von Epilepsie sowie zur Behandlung bipolarer Störung eingesetzt.
Um die zum Teil schwerwiegenden Nebenwirkungen zu verhindern, ist es wichtig, Lamotrigin schrittweise einzuschleichen, um mit niedriger Dosis zu beginnen und diese über mehrere Wochen lang zu erhöhen. Bis die optimale gefunden ist, kann es daher etwas dauern.
Lamotrigin darf bei einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff nicht angewendet werden. Überempfindlichkeitsreaktionen können Hautausschlag sowie veränderte Blutwerte sein. Vorsicht gilt bei Leber- und Nierenerkrankten. Bei einer Langzeitbehandlung ist das Osteoporose-Risiko erhöht.
Wer regelmässig Lamotrigin einnimmt und Beschwerden, wie Herzrasen, Kurzatmigkeit oder Ohnmacht wahrnimmt, sollte das Mittel nicht ohne ärztliche Rücksprache absetzen. Unkontrollierte epileptische Anfälle sind die mögliche Folge. Stattdessen empfiehlt es sich, eine Notaufnahme aufzusuchen. Eine Langzeitbehandlung lässt das Risiko für Osteoporose ansteigen.
Lamotrigin ist seit über zehn Jahren für die Behandlung von Epilepsie verfügbar und allgemein gut verträglich und wirksam. Es führt in 40 bis 60% zur dauerhaften Anfallsfreiheit.
Lamotrigin und Alkohol, das verträgt sich nicht gut. Patienten können sehr empfindlich darauf reagieren sowie mehr Anfällen und Nebenwirkungen ausgesetzt sein.
- Berlit, P.: Basiswissen Neurologie, Springer Medizin Verlag, 5. Auflage, 2007
- Delank, H.-W.; Gehlen, W.: Neurologie, Georg Thieme Verlag, 11. Auflage, 2006
- Schneider, F.: Facharztwissen Psychiatrie und Psychotherapie, 2012
- NHS, Lamotrigine, https://www.nhs.uk/... (Abrufdatum: 28.12.2023)