Wie viel kostet das Medizinstudium in der Schweiz? Diese Frage hat Nationalrätin Verena Herzog dem Bundesrat gestellt. Die Antwort: Pro Person betragen die Kosten im Durchschnitt 106’088 Schweizer Franken im Jahr. Es gibt allerdings grosse Unterschiede zwischen den Standorten. Welche Kosten für die Medizinausbildung in den Spitälern anfallen, ist derweil noch nicht eindeutig erfasst worden. Ein neues Projekt soll das nachholen.
Inhaltsverzeichnis
Vollständiges Studium: Kosten von fast 107’000 Franken im Jahr
Studierende der Fachrichtung Humanmedizin zahlen pro Semester Gebühren in Höhe von bis zu 8’000 Franken, abhängig von der Hochschule. Doch welche Kosten fallen an den Hochschulen für die Ausbildung des medizinischen Nachwuchses an? Der Bundesrat beziffert die Kosten für das Medizinstudium für das Jahr 2020 auf durchschnittlich 106’088 Franken pro Person und Jahr. Die Kosten für das gesamte, sechs Jahre dauernde Studium liegen damit bei rund 642’000 Franken.
Grosse Unterschiede zwischen den Hochschulstandorten
Bei der Berechnung der Studienkosten zeigen sich jedoch grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Standorten. In Bern betrugen die Kosten im Jahr 2020 zum Beispiel nur 84’658 Franken, in Genf lagen sie mit 153’185 Franken pro Studenten/-in und Jahr deutlich darüber. Der Bundesrat führt diese Differenz auf die Forschungskosten zurück, die an jedem Standort unterschiedlich hoch ausfallen.
Humanmedizin – teuerstes Universitätsstudium in der Schweiz
Dem Bundesamt für Statistik zufolge ist das Studium der Humanmedizin das teuerste Universitätsstudium in der Schweiz. Für den Vergleich teilt das Amt die Studienkosten in zwei Faktoren auf: Kostenfaktor 1 stellt die jährlichen Kosten für die reine Lehre während der Grundausbildung der Studierenden dar, Kostenfaktor 2 berücksichtigt zusätzlich die Forschungskosten, die pro Kopf in der Grund- und vertieften Ausbildung anfallen, inklusive aller Drittmittel.
Für das Studium der Humanmedizin betrugen die durchschnittlichen Kosten für die reine Lehre im Jahr 2020 rund 27’900 Franken pro Studenten/-in und liegen damit im oberen mittleren Bereich. Die Gesamtkosten beliefen sich laut Bundesamt auf rund 120’800 Franken – mehr als in allen anderen Fachbereichen.
Die Top 10 der teuersten Studiengänge in der Schweiz
- Humanmedizin: 120’800 CHF
- Veterinärmedizin: 114’000 CHF
- Agrar- und Forstwirtschaft: 110’900 CHF
- Naturwissenschaften: 84’900 CHF
- Zahnmedizin: 79’000 CHF
- Maschinen- und Elektroingenieurswissenschaften: 66’200 CHF
- Exakte Wissenschaften: 61’900 CHF
- Bauwesen und Geodäsie: 60’600 CHF
- Pharmazie: 48’900 CHF
- Theologie: 47’800 CHF
Jurastudium am günstigsten
In der Zahnmedizin fallen die höchsten Kosten für die reine Lehre an. 2020 beliefen sie sich auf 54’700 Franken pro Studenten/-in im Jahr. Insgesamt am günstigsten sind Jurastudiengänge, mit jährlichen Kosten von durchschnittlich 16’500 Franken pro Kopf, 9’000 Franken entfallen auf die reine Lehre. Das Jurastudium kostet damit etwa fünf Mal weniger als das Studium der Humanmedizin. Das Bundesamt für Statistik begründet die Differenzen mit den unterschiedlichen Kosten für die Forschungsinfrastruktur in den jeweiligen Fachbereichen sowie mit Unterschieden in den Betreuungsverhältnissen zwischen Studierenden und universitärem Personal.
Bezieht man das Betreuungsverhältnis als Indikator in die Kostenberechnung ein, lag das Studium der Humanmedizin im Jahr 2020 auf Platz 4, hinter dem Studium der Zahnmedizin, der Veterinärmedizin und den Agrar- und Forstwissenschaften. Unterschiede in diesem Bereich lassen sich mit variierenden Unterrichtsmethoden und der Anzahl der Studierenden in den jeweiligen Fachbereichen begründen.
Neues Projekt will Kosten in den Spitälern ermitteln
Teil des Studiums der Humanmedizin ist die praktische Ausbildung in den Spitälern. Welche Kosten für diesen Teil anfallen, sei bisher nicht vollständig erfasst worden, teilt der Bundesrat in seiner Antwort an Verena Herzog weiter mit. Ein neues Projekt der Hochschulkonferenz tritt nun an, um die Gesamtkosten des Medizinstudiums zu ermitteln. Die Aufstellung soll sowohl die Kosten für Lehre und Forschung an den Universitäten sowie auch an den Spitälern berücksichtigen. Grundlage bilden die Daten der Universitäten in Bern, Lausanne, Genf und Zürich.