
Das Tarifsystem für den ambulanten Bereich müsse sofort überarbeitet werden. Diese Forderung sprechen der Chirurgenverband FMCH (Foederatio Medicorum Chirurgicorum Helvetica) sowie 29 weitere ärztliche Organisationen in einem offenen Brief aus. Die erst im Oktober 2024 eingeführten ambulanten Pauschalen seien nicht praxistauglich. Daher fordern die Ärzte nun eine Nachbesserung beim Tarifsystem mit mehr medizinischer Expertise.
Ambulante Pauschalen nicht praxistauglich
Bereits als das neue Tarifsystem im vergangenen Jahr erarbeitet wurde, meldete die FMCH Kritik an den ambulanten Pauschalen an. Auf Druck des Bundesrates einigten sich Ärzte, Versicherer und Spitäler im Oktober 2024 auf das Gesamtsystem. Die ärztlichen Fachorganisationen stellten allerdings klar, dass sie den Entscheid nur vorübergehend akzeptieren. Zudem setzten die Tarifpartner eine Zusatzvereinbarung auf, in der es heisst, dass Mängel und Fehler im Gesamtsystem behoben werden müssen.
Genau das fordert die Allianz aus ärztlichen Fachgesellschaften und Berufsorganisationen nun ein. Wie es in ihrem offenen Brief heisst, weisen die vorliegenden ambulanten Pauschalen noch gravierende Mängel auf, die zur Gefahr für die ambulante Versorgung in der Schweiz werden könnten. Ein Kritikpunkt: Die neuen Pauschalen, die zum 1. Januar 2026 in Kraft treten sollen, seien nicht praxistauglich. Unter anderem würden sie Ärzte dazu verpflichten, zu nicht kostendeckenden Sätzen zu arbeiten. Praxen könnten so nicht mehr wirtschaftlich geführt werden, wodurch das Risiko einer Unterversorgung in vielen Regionen steige.
Die Allianz kritisiert weiterhin, dass die Pauschalen nicht die Komplexität tatsächlicher medizinischer Leistungen widerspiegeln. So würden zu Beispiel einfache und komplexe Eingriffe in dieselbe Vergütungskategorie fallen. Das schaffe Fehlanreize und könnte dazu führen, dass Patienten mit komplexen Erkrankungen nicht mehr die nötige Versorgung erhielten. Zudem fehle eine konkrete Datenbasis für die Pauschalen und sie enthielten unklare Abrechnungsmodalitäten.
Nachbesserung beim Tarifsystem mit mehr medizinischer Expertise
Was der Allianz zufolge nun notwendig ist, ist eine grundlegende Überarbeitung des Tarifsystems. Der Bundesrat soll die von den Tarifpartnern anerkannten Mängel bis zum 1. Januar 2026 korrigieren, unter Einbezug der medizinischen Expertise der Fachgesellschaften. Vor der Einführung der Pauschalen soll zudem ein unabhängiger Prüfbericht erstellt werden, der transparent darlegt, wie die Mängel behoben wurden und wie die Expertise der Fachgesellschaften eingeflossen ist. Ein solcher Prüfbericht fehlt für die verabschiedete Version, ist nach Ansicht der Allianz aber unerlässlich, um die Folgen der neuen Tarife auf die Gesundheitsversorgung abzuschätzen.
Kommt der Bundesrat diesen Forderungen nicht nach, möchte die Allianz alle rechtlichen Möglichkeiten prüfen, um gegen die Einführung der Pauschalen vorzugehen. Als Alternative sei auch eine gestaffelte Einführung des Tarifsystems denkbar. Als Daten schlägt die FMCH etwa Januar 2026 für Tardoc und Januar 2027 für die ambulanten Pauschalen vor.