Wie aufgeschlossen steht die Schweizer Bevölkerung der Digitalisierung im Gesundheitswesen gegenüber? Dieser Frage ist der aktuelle Monitor „Datengesellschaft und Solidarität“ der Stiftung Sanitas Krankenversicherung nachgegangen. Die Ergebnisse zeigen: Allgemein sind die Schweizer/innen offen dafür, ihre Gesundheitsdaten der Forschung zur Verfügung zu stellen – sofern es einen klaren rechtlichen Rahmen gibt. Gesundheits-Apps gegenüber zeigen sich vor allem ältere Personen skeptisch.
Bevölkerung zeigt sich offen für Digitalisierung
Für den Monitor „Datengesellschaft und Solidarität“ hat Sanitas im Januar 2023 online 2‘050 Personen ab 18 Jahren befragen lassen. Es ist die sechste derartige Umfrage in Folge. Der Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe liegt auf den Erfahrungen und Erwartungen zur Digitalisierung im Gesundheitsbereich.
Die Vernetzung der Gesellschaft schreitet immer weiter voran. Dazu trägt vor allem die weite Verbreitung von Smartphones bei. Je nach Altersgruppe besitzen 90 bis 98 Prozent der Schweizer/innen ein Mobiltelefon. Geräte wie Smartwatches und Fitness-Tracker, die auch zur Aufzeichnung von Gesundheitsdaten dienen, sind weniger weit verbreitet. Der Anteil an Personen, die ihre Gesundheitsdaten regelmässig aufzeichnen, steigt allerdings von Jahr zu Jahr. So messen im Jahr 2023 etwa 21 Prozent der Befragten regelmässig ihre Herzfrequenz – 2018 waren es noch zehn Prozent. 46 Prozent zeichnen regelmässig die Anzahl ihrer am Tag getätigten Schritte auf (2018: 26 Prozent), zehn Prozent erheben Gesundheitsdaten (2018: vier Prozent).
Hohe Bereitschaft zum Teilen von Gesundheitsdaten
Grundsätzlich zeigt sich die Schweizer Bevölkerung offen gegenüber der zunehmenden Digitalisierung des Gesundheitssystems. Drei von vier Befragten wünschen sich, dass Gesundheitsdaten digital gespeichert und verwaltet werden. Voraussetzung ist jedoch, dass klare rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die letzte Entscheidung über die Weitergabe der Gesundheitsdaten möchten Bürger/innen weiterhin in ihrer Hand wissen. Die Verwaltung der Daten soll zudem dem Staat oder medizinische Leistungserbringen obliegen und nicht etwa Krankenversicherungen oder privatwirtschaftlichen Unternehmen.
60 Prozent der Befragten sind dazu bereit, ihre digital aufgezeichneten Gesundheitsdaten der medizinischen Forschung und Industrie zur Verfügung zu stellen, um die Entwicklung von besseren Produkten und Leistungen zu fördern. Im Jahr 2018 lag dieser Anteil noch bei 40 Prozent. 59 Prozent der Befragten schätzen den Nutzen für die Allgemeinheit, der aus dem Teilen von Gesundheitsdaten hervorgehen kann. Für zwei Drittel der Befragten stellt die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden eine Motivation dar, weitere zwei Drittel geben die mögliche Früherkennung eigener Erkrankungen als Motivator an.
Dass Gesundheitsdaten frei verkauft werden können, wünscht sich jedoch nur eine Minderheit. Finanzielle Anreize für das Teilen von Gesundheitsdaten können sogar kontraproduktiv sein: Wurde den Befragten ein kleiner Geldbetrag angeboten, waren sie weniger dazu bereit, ihre Daten zu teilen.
Skepsis gegenüber Gesundheits-Apps
Ein weiteres Werkzeug der Digitalisierung sind sogenannte Gesundheits-Apps. Von medizinischen Institutionen geprüfte Smartphone-Apps, die erste Diagnosen stellen und Behandlungsvorschläge geben, stellen eine Möglichkeit dar, das Gesundheitssystem zu entlasten. Patienten/-innen könnten solche Apps eigenständig oder begleitend zu einer Therapie nutzen und dadurch unter anderem die Wartezeiten im Spital oder in der Praxis verkürzen.
Doch würden Schweizer/innen solche Apps überhaupt nutzen? 58 Prozent der Befragten könnten sich das durchaus vorstellen, Apps für die allgemeine Gesundheit zu verwenden. Unter den jüngeren Befragten zwischen 18 und 35 Jahren liegt der Anteil bei 61 Prozent. 70 Prozent der Befragten dieser Altersgruppe glauben, dass Gesundheits-Apps ihnen dabei helfen könnten, ihre eigene Gesundheit zu verbessern.
Bei älteren Befragten ist die Skepsis grösser: 54 Prozent könnten sich die Nutzung vorstellen, 42 Prozent lehnen solche Apps eher oder generell ab. 45 Prozent glauben, aus der Verwendung solcher Apps einen Nutzen für die eigene Gesundheit ziehen zu können.
Apps für die psychische Gesundheit sind nur wenig gefragt
Besonders gross ist die Skepsis gegenüber Apps für die psychische Gesundheit, zum Beispiel Therapieprogramme für Depressionen oder Angstzustände. Nur elf Prozent würden solche Apps vorbehaltlos nutzen, 32 Prozent wären dazu bereit, sie immerhin auszuprobieren. 24 Prozent der Befragten lehnen derartige Apps komplett ab.
Auch hier zeigen jüngere Befragte eine höhere Nutzungsbereitschaft. 54 Prozent der 18- bis 35-Jährigen beantworten die Frage, ob sie Apps für die psychische Gesundheit ausprobieren würden, mit „Ja“ oder „Eher ja“. Unter den Befragten über 55 Jahren liegt dieser Anteil bei nur 31 Prozent. 35 Prozent der Befragten halten die Nutzung solcher Apps für sinnvoll, um ihre eigene psychische Gesundheit zu verbessern. 24 Prozent halten dies für unwahrscheinlich, 26 Prozent für eher unwahrscheinlich. Unter den jüngeren Teilnehmern/-innen sehen 49 Prozent psychologische Apps als sinnvoll für die eigene Gesundheit an, unter den Älteren sind es 22 Prozent.