Senioren gehen statistisch betrachtet am häufigsten zum Arzt. Die Altersgruppe ab 65 ist daher prädestiniert, um Auskünfte über die Gesundheitsversorgung geben zu können. Eine internationale Befragung unter Personen im Pensionsalter stellt das Schweizer Gesundheitssystem nun im besten Licht dar.
Schweizer Gesundheitsversorgung im internationalen Vergleich auf Platz 1
In der Schweiz wurden insgesamt 2‘595 Personen im Alter ab 65 Jahren im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit BAG nach ihren Ansichten zum Gesundheitssystem befragt. Die Befragten stammen aus den unterschiedlichen Schweizer Sprachregionen: Deutschschweiz, Romandie und italienische Schweiz.
Sie wurden unter anderem gebeten anzugeben, wie zufrieden sie mit der Qualität der erhaltenen medizinischen Versorgung während der letzten zwölf Monate waren. 31,8 Prozent der Befragten gaben an, vollständig zufrieden zu sein. Weitere 52,3 Prozent sagten, dass sie sehr zufrieden waren. Damit sind deutlich mehr als die Hälfte (84,1 Prozent) der befragten Seniorinnen und Senioren vollständig oder sehr zufrieden mit der Gesundheitsversorgung in der Schweiz. Lediglich 15 Prozent gaben an, nur einigermassen zufrieden zu sein. Die restlichen Befragten (0,9 Prozent) waren entweder gar nicht zufrieden, wussten keine Antwort oder verweigerten die Antwort.
Kein anderes Land konnte im Pandemiejahr 2021 so hohe Zufriedenheitswerte verbuchen. Die Schweiz belegt damit im internationalen Vergleich den ersten Platz und wird von Norwegen (82,7 Prozent) und Australien (79,9 Prozent) auf Platz zwei und drei gefolgt. Deutschland belegt bei der Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem mit 74,4 Prozent nur Rang sieben. Der letzte Platz entfiel in der diesjährigen Befragung auf Frankreich (61,5 Prozent).
Schweizer Senioren: Gut versorgt und bei guter Gesundheit
97 Prozent der Befragten in der Schweiz haben einen festen Hausarzt oder eine feste Hausärztin. Die Befragten gaben an, dass ihre Hausarztpraxis in der Regel gut zu erreichen sei und es in 90 Prozent der Fälle noch am selben Tag eine Antwort gibt. Am Abend, am Wochenende oder an Feiertagen sei es hingegen schwierig, aus der Hausarztpraxis medizinische Versorgung zu erhalten, gaben rund die Hälfte der Befragten an. Im internationalen Vergleich ist Schweizern der persönliche Kontakt zum Arzt wichtig – hierzulande werden medizinische Konsultationen per Telefon oder Videotelefonie seltener genutzt als im Ausland.
Wenn es um die Koordination von Besuchen und Behandlungen durch andere Leistungserbringer geht, erhalten 77 Prozent Unterstützung vom Hausarzt oder von der Hausärztin. Insgesamt schätzen die Befragten den eigenen Gesundheitszustand aber als gut, sehr gut oder gar ausgezeichnet ein (81 Prozent). Rund 80 Prozent der Befragten lebt demnach mit mindestens einer chronischen Erkrankung. Vor allem Arthritis, Blutdruck und Gelenkschmerzen wurden als chronische Erkrankungen von den Betroffenen genannt. Ein Viertel der Befragten gab an, leichte bis starke gesundheitliche Einschränkungen bei den grundlegenden alltäglichen Aktivitäten wie zum Beispiel beim Aufstehen aus dem Bett zu haben.
Der grosse Anteil ist aber zuversichtlich oder sehr zuversichtlich, die eigenen gesundheitlichen Probleme unter Kontrolle zu haben. Für 64 Prozent spielt womöglich der Behandlungsplan dabei eine Rolle. Bei der letzten Befragung im Jahr 2017 besaßen lediglich 46 Prozent der damals Befragten einen solchen Behandlungsplan. Damit hat sich das Krankheitsmanagement über die letzten vier Jahre hinweg verbessert.
Schweiz bei internationaler Erhebung seit 2010 dabei
Bereits zum vierten Mal nimmt die Schweiz an der internationalen Erhebung zum Thema Qualität der Gesundheitsversorgung teil. Die Befragung wird in elf Ländern an Personen im Alter ab 65 Jahren unter der Schirmherrschaft des Commonwealth Fund abgehalten. Der Commonwealth Fund ist eine nicht-gewinnorientierte, private Stiftung, die sich „die Förderung gut funktionierender und effizienter Gesundheitssysteme“, die Verbesserung der Qualität der medizinischen Leistung sowie verbesserten Zugang zur Krankenversicherung auf die Fahnen geschrieben hat. Erstmals war die Schweiz im Jahr 2010 dabei und hat auch an den Befragungen in den Jahren 2014 und 2017 teilgenommen. Diesmal fand die Erhebung aufgrund der Coronavirus-Pandemie im Frühjahr 2021 statt. Neben der Schweiz sind auch die USA, Schweden, Norwegen, die Niederlande, Neuseeland, Kanada, Grossbritannien, Frankreich, Deutschland und Australien beteiligt.