Die Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) als schmerzhafte Entzündung der oberen Harnwege ist eine ernst zu nehmende Erkrankung mit dem Risiko vielfältiger Komplikationen und gehört zu den häufigsten Nierenerkrankungen. Sie entsteht meist als Folge einer aufsteigenden Infektion. Der folgende Artikel stellt ihre Symptome, Ursachen, Diagnostik und Behandlung dar und zeigt Möglichkeiten zur Vorbeugung einer Nierenbeckenentzündung auf.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Nierenbeckenentzündung?
Bei der Nierenbeckenentzündung, der sogenannten Pyelonephritis, handelt es sich um eine bakterielle Infektion des Nierenbeckens und häufig um eine Komplikation einer vorausgegangenen Blasenentzündung, wenn die Bakterien über die Harnleiter ins Nierenbecken aufsteigen. Sie tritt gehäuft bei bestimmten Risikogruppen auf.
Hierzu zählen Schwangere, da Frauen zum einen eine kurze Harnröhre als Eintrittspforte für Erreger besitzen und zudem in der Schwangerschaft das bakterielle Milieu im Bereich des Urogenitaltraktes verändert ist, was Infektionen begünstigt.
Weiterhin können sowohl mechanische Hindernisse wie eine vergrößerte Prostata, das Vorliegen von Harnleitersteinen oder Engstellen im Bereich der ableitenden Harnwege die Entstehung einer Pyelonephritis fördern. Auch ein dauerhaft einliegender Blasenkatheter, an dem sich Bakterien ansiedeln können, ist ein Risikofaktor.
Diabetes mellitus, die Zuckerkrankheit, geht mit einer erhöhten Infektneigung einher und muss daher zu einer erhöhten Wachsamkeit im Falle von Beschwerden beim Wasserlassen führen.
In seltenen Fällen kann eine Nierenbeckenentzündung auch infolge einer Blutvergiftung entstehen. Dabei liegt an einer anderen Stelle im Körper eine bakterielle Infektion vor, die sich über den Blutweg im Körper ausbreitet und somit auch das Nierengewebe erreichen kann.
Nierenbeckenentzündung – Diagnose
Wenn sich das Nierenbecken entzündet, können verschiedene Ursachen vorliegen. Die Diagnose einer Nierenbeckenentzündung erfolgt – vor allem bei der akuten Form – durch die Kombination der typischen Anzeichen mit entsprechend erhöhten Entzündungsparametern in der Blut- und Urinuntersuchung. Bei Verdacht auf lokale Komplikationen kann zudem eine bildgebende Untersuchung, meist eine Ultraschall-Untersuchung, zur weiteren Abklärung erfolgen.
Nierenbeckenentzündung – Symptome
Während die akute Nierenbeckenentzündung vor allem durch mitunter schwere Symptome zu Tage tritt, zeigt sich die chronische Nierenbeckenentzündung eher indirekt durch ihre Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System.
Akute Nierenbeckenentzündung
Bei einer akuten Nierenbeckenentzündung bestehen in der Regel Fieber und Nierenschmerzen mit Ausstrahlung in die Flanke der betroffenen Seite, das Nierenlager selbst ist ebenfalls klopfschmerzhaft. Auch Blut im Urin, häufiger Harndrang oder schmerzhaftes und häufiges Wasserlassen sind Anzeichen für eine akute Pyelonephritis.
Dabei gibt es milde Verlaufsformen, bei denen versuchsweise eine ambulante Therapie erfolgen kann. Schwere Verläufe mit systemischer Beteiligung zeigen sich durch Übelkeit, gegebenenfalls Erbrechen, Kopfschmerzen und eine instabile Kreislaufsituation. In diesen Fällen ist eine stationäre Therapie in der Regel unumgänglich, um das Krankheitsbild in den Griff zu bekommen und Folgeschäden für die Niere, wie zum Beispiel eine Nierenschwäche oder sogar Nierenversagen möglichst abzuwenden.
Vor allem ausgedehnte akute Nierenbeckenentzündungen können lokal und auch an anderen Stellen des Körpers massive Komplikationen verursachen. Diese sind unter anderem die Bildung von eitrigen Abszessen innerhalb der Niere oder im Nierenlager und die Streuung in Form einer Urosepsis (Blutvergiftung auf dem Boden einer Harnwegserkrankung). Diese Krankheitsbilder können operative Eingriffe und eine intensivmedizinische Therapie erforderlich machen.
Chronische Nierenbeckenentzündung
Bei der chronischen Nierenbeckenentzündung sind die Symptome meist milder ausgeprägt als bei einer akuten Nierenbeckenentzündung, sodass hier ein höheres Verwechslungsrisiko mit anderen Erkrankungen, etwa muskulär bedingten Rückenschmerzen, besteht.
Dabei kommt es durch die immer wiederkehrenden Entzündungen zum dauerhaften Verlust des gesunden Nierengewebes und einer zunehmenden Organvernarbung. Es entwickelt sich eine Schrumpfniere mit gestörter Filterfunktion. Die Niere kann nicht mehr adäquat an der Blutdruckregulation teilnehmen, wodurch sich in bis zu der Hälfte der Fälle ein chronischer Bluthochdruck entwickeln kann. Auch Salzverluste und Verschiebungen der Elektrolytwerte im Blut können hieraus resultieren.
Nierenbeckenentzündung ohne Fieber
Gelegentlich kann eine Pyelonephritis auch ohne Fieber oder die typischen Schmerzen ablaufen, dies ist jedoch eher selten und wird daher als atypisches Krankheitsbild angesehen.
Nierenbeckenentzündung – Ursachen
Die akute Nierenbeckenentzündung entsteht in der Regel als aufsteigende Infektion bei einer Blasenentzündung und wird durch Abflusshindernisse im Bereich der Harnblase oder der Harnleiter begünstigt.
Bei Männern ergibt sich anamnestisch häufig bereits der Verdacht auf eine Prostatavergrößerung, die generell mit Problemen beim Wasserlassen einher geht. Frauen sind überwiegend im Rahmen der Schwangerschaft und des Wochenbetts betroffen. Zudem gibt es Patientinnen, bei denen ohne besonderen Grund gehäuft Harnwegsinfekte auftreten.
Die chronische Form beginnt meist schon im frühen Kindesalter durch einen Reflux (das Zurückfließen vom infiziertem Urin in die Nieren) oder durch eine angeborene Verengung der ableitenden Harnwege. Daher sollten unklare Infektzeichen wie Fieber und anhaltendes Erbrechen bei sehr kleinen Kindern, die ihre Beschwerden noch nicht adäquat äußern können, immer an eine mögliche Nierenbeckenentzündung als Ursache denken lassen. Chronifiziert eine Nierenbeckenentzündung bereits im Kindesalter, so kann dies mit einer Entwicklungsverzögerung des Kindes einhergehen.
Nierenbeckenentzündung – Behandlung
Bei einer Pyelonephritis ist in der Regel eine Therapie mit Antibiotika erforderlich. Diese erfolgt meist über mindestens sieben Tage und kann häufig ambulant durchgeführt werden. Bei schweren Krankheitszeichen oder Komplikationen ist jedoch auch die Aufnahme ins Krankenhaus zur stationären Behandlung und Medikamentengabe als Infusion erforderlich. In jedem Fall sollte das Krankheitsbild der Nierenbeckenentzündung ernst genommen und die Behandlung gewissenhaft bis zur Ausheilung der Erkrankung durchgeführt werden, da andernfalls vielfältige und teils lebensbedrohliche Komplikationen möglich sind.
Nierenbeckenentzündung vorbeugen
Die einfachste und gleichzeitig eine sehr effiziente Maßnahme zur Vorbeugung einer Entzündung des Nierenbeckens ist das ausreichende und über den Tag verteilte Trinken. Hierdurch werden die Harnwege regelmäßig gespült und somit gereinigt, was eine übermäßige Ansiedlung von Bakterien verhindert.
Häufig geht eine Blasenentzündung, die vor allem bei sexuell aktiven Frauen auftreten können (im medizinischen Fachjargon als „Honeymoon-Zystitis“ bezeichnet), mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Pyelonephritis einher. Daher besteht die ergänzende Empfehlung nach dem Geschlechtsverkehr die Blase zu entleeren, um Schmierinfektionen in den Harnwegen vorzubeugen.
Liegt ein Abflusshindernis innerhalb der Harnwege (in den meisten Fällen der Harnleiter) vor, so können diese häufig auch im Rahmen einer endoskopisch durchführbaren Operation erweitert werden. Für die Refluxbehandlung bei Kindern gibt es sowohl Verfahren, in denen die Harnleitermündung in die Blase unterspritzt und eingeengt wird, als auch offene Operationen mit einer Verlagerung der Strukturen. Harnleitersteine werden gegebenenfalls zunächst verkleinert (mittels Stoßwellentherapie) und im Anschluss durch eine eingelegte Harnleiterschiene über die Harnblase ausgeschieden.
- Merseburger, A. S., Kramer, M. W.: Medikamente in der Urologie, Springer, 2021
- Herold, G.: Innere Medizin, Walter de Gruyter (Verlag), 2019