Nifedipin ist ein Arzneimittel aus der Gruppe der Calciumkanal-Blocker mit gefäßerweiternder und blutdrucksenkender Wirkung. Der Wirkstoff kommt vorrangig zur Behandlung von Bluthochdruck, koronarer Herzerkrankung und Angina pectoris zum Einsatz.
Weitere Informationen zur Wirkung, Anwendung und möglichen Kontraindikationen gibt es im nachfolgenden Artikel.
Was ist Nifedipin?
Das Arzneimittel Nifedipin gehört zur Gruppe der Calciumantagonisten, auch als Calciumkanal-Blocker bezeichnet, und zählt zur Untergruppe der Dihydropyridine, die in der kardiologischen Humanmedizin zur Behandlung verschiedener Herzerkrankungen eingesetzt werden. Nifedipin wird vorrangig bei Bluthochdruck, koronarer Herzerkrankung und Angina pectoris verabreicht. Als verschreibungspflichtiges Medikament darf die Anwendung nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
Inhaltsverzeichnis
Nifedipin – Wirkung
Calciumkanalblocker blockieren die Kanäle, durch die Calciumionen in die Muskelzellen einströmen. Dadurch entspannen sich die Zellen, während sich die Blutgefäße erweitern. Im Gegensatz zu anderen Calciumkanalblockern wirkt Nifedipin vor allem auf die glatte Gefäßmuskulatur ein.
Die maximale Wirkstoffkonzentration im Blutserum bzw. Plasma erreicht Nifedipin nach etwa 15 Minuten. Der Abbau erfolgt über die Leber. Die schnelle und nahezu vollständige Verstoffwechselung führt zu einem raschen Abfall der zur Verfügung stehenden Wirkstoffmenge. Es wird daher häufig in Form von Retardmitteln verabreicht, die ihren Wirkstoff verzögert über einen längeren Zeitraum freisetzen.
Nifedipin – Anwendung und Dosierung
Nifedipin-Präparate zur Behandlung von Durchblutungsstörungen sind üblicherweise in Form von Weichkapseln, Retardkapseln, Retardtabletten, Tropfen und Lösungen mit Wirkstoffmengen zwischen fünf mg und 60 mg erhältlich.
Die Dosierung richtet sich nach der Art der Erkrankung sowie danach, ob schnell freisetzende Darreichungsformen oder Retardmittel eingesetzt werden. Die Behandlung startet mit einer Initialdosis, bei Retardmitteln in der Regel 30 bis 60 mg, und wird im Laufe der Behandlung gesteigert. Die Maximaldosis beträgt je nach Erkrankung und Arzneiform zwischen 60 und 180 mg am Tag.
Wann wird das Arzneimittel eingesetzt?
Nifedipin wird eingesetzt zur Behandlung von:
- Bluthochdruck ohne organische Ursachen (essenzieller Bluthochdruck)
- unzureichende Sauerstoffversorgung des Herzmuskels (koronare Herzkrankheit)
- Durchblutungsstörungen bei Herzbelastung (Belastungsangina, chronisch stabile Angina)
- krampfartige Zustände bei mangelnder Sauerstoffversorgung des Herzens (Prinzmetal-Angina, Variant-Angina)
- arterielle Durchblutungsstörungen in den Fingern (Raynaud-Syndrom)
- blutdruckbedingte Notfälle (Hypertensiver Notfall)
Wie wird das Medikament richtig eingenommen?
Nifedipin sollte nach den Mahlzeiten eingenommen werden, Weichkapseln und Retardtabletten unzerkaut und mit ausreichend Wasser. Die Einnahme des Arzneimittels erfolgt am besten über den Tag verteilt in drei Einzeldosen, morgens, mittags und abends, idealerweise immer zur selben Uhrzeit. Abgesetzt wird das Arzneimittel schrittweise, insbesondere bei höherer Dosierung.
Was gibt es bei der Einnahme noch zu beachten?
Nifedipin kann die Fähigkeit zur Teilnahme am Straßenverkehr, zum Bedienen von Maschinen sowie zum Arbeiten ohne sicheren Halt beeinträchtigen. Das gilt insbesondere zum Beginn der Behandlung, bei Erhöhung der Dosierung, beim Wechsel zwischen einem Nifedipin-haltigen Präparat sowie bei gleichzeitigem Alkoholkonsum.
Nifedipin – Nebenwirkungen
Zu den häufigen Nebenwirkungen gehören Kopfschmerzen, Schwindel, Schwäche und Wasseransammlungen (Ödeme), insbesondere in den Knöcheln und Beinen.
Weitere mögliche Nebenwirkungen umfassen:
- Herzklopfen (Palpitationen)
- beschleunigter Herzschlag (Tachykardie)
- Erweiterung der Blutgefäße
- Übelkeit und Unwohlsein
- Verstopfung oder Durchfall
Seltener kommt es zu einem Engegefühl in der Brust, zu einem Anstieg der Blutzuckerwerte (Hyperglykämie), zu Blutbildungsstörungen, einer Verminderung der roten Blutkörperchen (Anämie) oder Blutplättchen (Thrombozytopenie).
Zu Behandlungsbeginn kann es zudem zum gelegentlichen Auftreten von Angina-Pectoris-Anfällen kommen. Bei Patienten/-innen mit bestehender Angina Pectoris treten die Anfälle eventuell häufiger auf und sind von längerer Dauer.
Nifedipin – Wechselwirkungen
Nifedipin wird unter Beteiligung des Enzymsystems Cytochrom P450 3A4 abgebaut. Dadurch können Wechselwirkungen mit Arznei- und Nahrungsmitteln auftreten, die dieses Enzymsystem hemmen oder verstärken. Dazu gehört auch Grapefruitsaft, der die Wirkungsdauer von Calciumkanalblockern erhöht.
Die blutdrucksenkende Wirkung verstärkt sich bei gleichzeitiger Einnahme weiterer blutdrucksenkender Mittel und Betablocker, trizyklischen Antidepressiva, Entwässerungsmittel (Diuretika), magensäurehemmenden Mittel und Nitraten. Die Kombination mit dem Blutdrucksenker Diltiazem verzögert den Abbau des Arzneimittels im Körper und kann das Auftreten von Nebenwirkungen verstärken. Bestimmte Herzmittel und Antibiotika aus der Gruppe der Cephalosporine erhöhen den Wirkstoffspiegel im Blut und steigern damit ebenfalls das Risiko von unerwünschten Wirkungen.
Nifedipin – Kontraindikationen
In den folgenden Fällen sollte Nifedipin nicht angewendet werden:
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder verwandte Calciumkanal-Blocker wie Amlodipin
- Herzkreislauf-Schock
- Verengung der Hauptschlagader (Aortenstenose) oder Herzenge in Ruhe (Ruheangina/ instabile Angina)
- innerhalb der ersten 4 Wochen nach einem Herzinfarkt
- erste 20 Wochen der Schwangerschaft, anschließend nur, falls es der klinische Zustand erfordert
- während der Stillzeit
- bei Kindern
Es gibt Hinweise, dass schnell freisetzende Darreichungsformen von Nifedipin bei Patienten/-innen mit essenzieller Hypertonie und chronischer Angina pectoris zu einer Erhöhung der Sterblichkeit führen. Diese sind daher nur anzuwenden, wenn andere Arzneimittel nicht eingesetzt werden können.
Häufige Fragen zu Nifedipin
- Für was nimmt man Nifedipin?
- Wie wirkt Nifedipin?
- Wie schnell wirkt Nifedipin?
- Ab welchem Blutdruck Nifedipin einnehmen?
- Wie oft darf man Nifedipin nehmen?
- Ist Nifedipin gefährlich?