Ein Ödem ist ein häufig auftretender medizinische Zustand, der durch eine abnormale Ansammlung von Flüssigkeit im Gewebe verursacht wird. Insbesondere während der Sommermonate tritt dies vermehrt auf. Hitze kann eine Ursache sein. Wassereinlagerungen sind häufig aber auch eine Begleiterscheinung einer ernstzunehmenden Krankheit. In diesem Artikel untersuchen wir die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Ödemen sowie effektiver Strategien zur Linderung.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Ödem?
Bei einem Ödem – auch als Wassersucht bezeichnet – handelt es sich um Wassereinlagerungen im Gewebe, wodurch es zu einer Schwellung kommt. Man unterscheidet zwischen regional eingegrenzten Ödemen und generalisierten Ödemen, die am ganzen Körper entstehen.
Zu einer Wasseransammlung kommt es, wenn sich in den Gefäßen ein Überdruck bildet und in der Folge ein Blut– oder Lymphstau eintritt. Dann drückt Flüssigkeit aus den Gefäßen in das Gewebe.
Ödem – Ursachen
Die Bildung von Ödemen kann auf verschiedenen Ursachen basieren. Die folgenden Ursachen erfordern einen Besuch bei einem/einer Arzt/Ärztin zur Abklärung.
Eiweißmangel
Eiweiß im Blut bindet das Wasser und ist daran beteiligt, dass es an den jeweiligen Bestimmungsort gelangt. Liegt ein Eiweißmangel vor, findet diese Bindung nicht vollständig statt und die Flüssigkeit kann durch die Gefäßwände leichter herausgedrückt werden.
Als Ursachen für einen Eiweißmangel können Nieren– oder Lebererkrankungen infrage kommen. Tumorerkrankungen sowie eine Mangelernährung können ebenfalls einen Eiweißmangel verursachen und für Flüssigkeitseinlagerungen verantwortlich sein.
Herz– und Niereninsuffizienz
Die am häufigsten vorliegenden Ursachen für Gewebeflüssigkeit gehen mit einer Herz– oder Niereninsuffizienz einher. Durch eine Herzschwäche ist der Blut-Rückfluss gestört und das Blut sackt in die unteren Extremitäten ab. Eine Herzinsuffizienz kann auch eine Gefäßverengung durch einen Blutstau verursachen, wodurch sich ein Lungenödem bilden kann.
Bei einer Insuffizienz der Nieren verbleiben vermehrt Stoffwechsel-Abfallprodukte im Körper, anstatt diese herauszuschwemmen. Es kommt zu einer Ansammlung im Blut, woraus der Blutfluss ins Stocken gerät, sich der Druck auf die Gefäße erhöht und Flüssigkeit in das Gewebe herausgedrückt wird.
Lymphgefäßerkrankungen
Das Lymphsystem ist ein wichtiges Transportsystem für Abfall- und Nährstoffe. Kommt es im Umfeld zu einer Entzündung und/oder Infektion wie beispielsweise Borreliose und Wundrose, Lymphknotenerkrankungen oder einer Tumorbildung, ist ein Lymphstau die Folge, wenn die enthaltende Lymph-Flüssigkeit nicht abgeleitet werden kann. Diese drückt dann nach außen und bildet das Lymphödem mit Flüssigkeit in den Zellzwischenräumen.
Venenerkrankungen
Bezieht sich die Wassersucht lediglich auf ein Bein, kann eine tiefe Venenthrombose die Ursache sein. Diese entsteht durch einen Thrombus (Blutgerinnsel). Der Blutfluss wird verlangsamt, das umliegende Gewebe füllt sich mit Flüssigkeit und schwillt an. Ein Blutgerinnsel bedarf einer sofortigen ärztlichen Behandlung, weil es bis in die Lunge wandern, dort eine Lungenembolie auslösen und zu einer lebensbedrohlichen Situation führen kann.
Weitere Ursachen
Neben den Ursachen einer Erkrankung können auch andere Umstände für Ödeme sorgen. Zu diesen zählen äußere Einflüsse ebenso wie körperliche Belastungen.
Hitze
Wirkt Hitze auf den Körper, funktioniert die Blutzirkulation langsamer in den Venen. Staut sich das Blut in den Gefäßen, werden diese durch den Druck durchlässig und Flüssigkeit gelangt in das umliegende Gewebe. Durch die Schwerkraft hat man in dem Fall hauptsächlich Wasser in den Beinen.
Schwangerschaft
Zu Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe kommt es während Schwangerschaften häufiger, weil der Körper während dieser Zeit deutlich mehr Blut produziert. Die Venen erweitern sich und der Abfluss im Becken gerät ins Stocken. Daraus ergibt sich ein Druck, der so hoch ansteigen kann, dass Flüssigkeit hindurchgepresst wird, sich in der Folge im umliegenden Gewebe ansammelt und sich ein Ödem meist an der unteren Extremität bildet.
Übergewicht und Adipositas
Patienten/-innen mit deutlichem Übergewicht bis hin zur Adipositas erleiden oft Ödeme, weil Fettzellen den Blutfluss beeinträchtigen und es deshalb zu kontinuierlichen Blutstauungen kommen kann. Bei extremer Fettansammlung im Oberkörper besteht zudem ein hohes Risiko, dass diese Druck auf die große Hohlvene ausübt, dadurch der Blutrückfluss zum Herz blockiert wird und sich Ödeme bilden.
Ödem – Diagnose
Ob es sich bei einer Schwellung um ein Ödem handelt, ist anhand eines Tests festzustellen. Hierbei wird mit einem Finger in das geschwollene Gewebe gedrückt. Gibt dieses auf Druck nach und es verbleibt nach Lösen des Drucks eine Delle, ist von einem Ödem auszugehen. Tiefe Hautfalten und Hautverfärbungen sind ebenfalls ein Anzeichen für ein Ödem.
Zur Lokalisation der Ursachen bedienen sich Ärzte/-innen verschiedenen Diagnostikmethoden. Dazu zählt vor allem die Blutuntersuchung. Mittels Ultraschall, Röntgenaufnahmen mit Kontrastmitteln, Computertomografie und Echokardiografie kann die Lokalisation der Ursache erfolgen. Dies ist wichtig, denn darauf baut die Therapie auf. Liegt beispielsweise eine bakterielle Infektion vor, bedarf es einer anderen Behandlung als bei einem Blutgerinnsel.
Ödem – Behandlung
In erster Instanz steht die Behandlung der auslösenden Grunderkrankung. Zusätzlich können Diuretika verordnet werden, um eine Ausscheidung überschüssiger Flüssigkeit zu erreichen – eine Ausnahme bildet das Lymphödem. Hier kommen ausschließlich Entstauungstherapie mit manueller Lymphdrainage sowie Massagen zur Anwendung.
Bewegungs- sowie Kompressionstherapien werden zudem gezielt bei Patienten/-innen zur Ödembehandlung eingesetzt. Liegt akut eine Thrombose vor, werden gerinnungshemmende Medikamente verabreicht. Zeigt die Lokalisation eines Blutgerinnsels eine lebensbedrohliche Gefahr, kann ein operativer Eingriff im Rahmen einer Thrombektomie erforderlich sein.
Ödeme selbst behandeln – Diese Hausmittel helfen
Handelt es sich um ein harmloses Ödem, das nicht auf einer medizinisch-behandlungsbedürftigen Ursache basiert, können betroffene Patienten/-innen selbst aktiv werden. Mit Hausmitteln sowie einfachen Maßnahmen lassen sich Ödeme selbst behandeln und das Risiko einer Ödembildung mindern.
Kälte für die Gefäße
Kälte ist eine Möglichkeit, die Durchblutung und den Blutfluss zu fördern. Zwar ziehen sich die Gefäße bei Kälte zuerst zusammen, aber weiten sich danach deutlich, sodass mehr Blut hindurchfließen kann. Geeignet sind in kaltes Wasser getauchte Beinwickel und kaltes Abduschen. Die Kaltwickel lassen sich auch mit Apfelessig kombinieren. Er lindert den Druck und wirkt abschwellend sowie beruhigend auf die gespannte Haut.
Ernährung anpassen
Bei Flüssigkeit im Gewebe hilft eine Ernährung, die kaliumreich und zucker- sowie natriumarm ist. Kalium reguliert den Wasserhaushalt und beschleunigt den Abtransport von überschüssigem Wasser und wirkt entzündungshemmend. Folgende Lebensmittel können die Beschwerden reduzieren:
- Apfelessig (zweimal täglich einen Esslöffel in ein Glas Wasser geben und trinken)
- Spargel
- Kartoffeln
- Avocado
- Melonen
- Bananen
- Trockenfrüchte
Natrium ist hingegen der Gegenspieler von Kalium. Das Mineral speichert Flüssigkeit und unterstützt damit die Flüssigkeitsansammlung im Körper. Deshalb ist bei der Ernährung vor allem auf Lebensmittel mit hohem Natriumgehalt zu verzichten, wie beispielsweise folgende:
- Fleisch- und Wurstprodukte
- Brot und Gebäck
- Fischkonserven
- Fertiggerichte
- Pommes Frites
Zuckerhaltige Lebensmittel lassen den Blutzucker steigen, wodurch mehr Flüssigkeit im Körper gespeichert und Wassereinlagerungen entstehen können. Ein Verzicht oder zumindest Reduzierung des Zuckerkonsums hilft dabei, Schwellungen zurückgehen zu lassen.
Harntreibende Tees
Es gibt verschiedene Tees, die aus bestimmten Pflanzen zusammengesetzt sind, welche eine harntreibende Wirkung besitzen. Sie gelten als pflanzliche Diuretika, die schonend die Nierentätigkeit anregen. Auf diese Weise wird überschüssige Flüssigkeit aus dem Gewebe “gezogen”. Zu den bekanntesten harntreibenden Produkten zählt Grüner Tee, aber auch die Wirkstoffe folgender Pflanzen:
- Goldrute
- Brennnessel
- Zinnkraut
- Petersilie
- Bärentraube
- Kapuzinerkresse
- Vogelknöterich
Viel Wasser gegen zu viel Gewebewasser
Auch das Trinken von reichlich Wasser kann gegen eine akut bestehende Schwellung an den Extremitäten helfen. Dadurch wird die Nierenfunktion angeregt und es kann vermehrt die Flüssigkeit ausgeschwemmt werden. Zudem sorgt eine ausreichende Wasserzufuhr von 2 bis 2,5 Litern pro Tag für dünneres Blut und begünstigt damit einen ungehemmten Blutfluss vor allem im Sommer.
Bewegung
Mehr körperliche Aktivität im Alltag und regelmäßiger Sport, insbesondere Ausdauersport, kurbeln das Herz-Kreislauf-System und damit die Durchblutung an. Gleich, ob Fahrradfahren, Wandern, Wassertreten oder Treppensteigen können Wasseransammlungen bessern und vorbeugen. Patienten, die viel Bürotätigkeit ausüben, sollten regelmäßig “Laufpausen” einlegen und Sitzübungen für Arme und Beine durchführen. Beine kreisen, Füße wippen und Arme schwenken sind nur drei Beispiele für Übungen gegen Wassereinlagerungen im Gewebe.
Beine hochlegen
Handelt es sich um eine Schwellung an den unteren Gliedmaßen, kann das Hochlegen der Beine kurzfristig den Blutrückfluss verbessern und zu einer Linderung führen. Hierbei sind die Füße oberhalb des Herzens zu lagern. Auch durch das Hochlegen der Beine mindestens zweimal täglich kann vorbeugend agiert werden.
- Herpertz, U.: Ödeme und Lymphdrainage, Georg Thieme Verlag, 6. Auflage, 2021
- Ödeme, https://www.kssg.ch/... (Abrufdatum: 09.07.2023)
- Edema, https://my.clevelandclinic.org/... (Abrufdatum: 09.07.2023)
- Lymphödem, https://www.ksw.ch/... (Abrufdatum: 09.07.2023)