Olanzapin ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der atypischen Antipsychotika und gehört zu den sogenannten Neuroleptika der zweiten Generation. Medikamente mit Olanzapin kommen vorrangig zur Behandlung von Schizophrenie, bipolarer Störung und manischen Zuständen zum Einsatz. In den USA und der EU ist das Arzneimittel seit 1996 zugelassen, in der Schweiz seit 1997. Der Wirkstoff gilt allgemein als gut verträglich, kann aber zu Schwindel, Schläfrigkeit, Bewegungsstörungen und starker Gewichtszunahme führen.
Olanzapin – Wirkung
Olanzapin hat eine antipsychotische und sedierende Wirkung, dämpft phasenweise auftretende starke Antriebssteigerungen (Manie), verringert Spannungen, Halluzinationen und Denkstörungen und beeinflusst die Stimmungslage positiv. Diese Wirkung wird erzielt, indem die Olanzapin Rezeptoren bestimmte Botenstoffe im zentralen Nervensystem blockieren (Dopamin-D2-Rezeptoren).
Inhaltsverzeichnis
Bei Personen mit Schizophrenie und bipolarer Störung ist das Gleichgewicht der Botenstoffe Dopamin und Serotonin gestört. Als Dopamin- und Serotonin-Antagonist trägt Olanzapin dazu bei, das Gleichgewicht wiederherzustellen.
Olanzapin – Anwendung und Dosierung
Bei der Anwendung von Olanzapin ist zu beachten, welche Grunderkrankung therapiert wird und in welcher Darreichungsform das Medikament zum Einsatz kommt. Erhältlich sind Filmtabletten, Schmelztabletten und Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung. Das Medikament wird einmal täglich unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen.
Die Anfangsdosis beträgt bei:
- Schizophrenie: 10 mg pro Tag in Tablettenform
- manischen Episoden: 15 mg täglich bei Monotherapie, 10 mg täglich bei Kombinationstherapie mit anderen Arzneimitteln
Die Anfangsdosis kann bei Patienten/-innen mit normalem Metabolismus innerhalb eines Bereichs von 5 bis 20 mg pro Tag angepasst werden. Bei Patienten/-innen über 65 Jahren empfiehlt sich eine niedrigere Anfangsdosis. Bei Nieren- oder Leberinsuffizienz sollte die Anfangsdosis von 5 mg pro Tag nicht übersteigen und nur vorsichtig erhöht werden.
Zum Ende der Behandlung mit Olanzapin wird die Tagesdosis schrittweise herabgesetzt. Denn beim abrupten Absetzen können Symptome wie Schwitzen, Schlaflosigkeit, Zittern, Angst, Übelkeit oder Erbrechen auftreten.
Bei akuten manischen Episoden oder in Fällen, in denen eine orale Therapie nicht geeignet ist, wird eine Anfangsdosis von 10 mg Olanzapin-Lösung intramuskulär injiziert. Die tägliche Maximaldosis sollte in diesem Fall 20 mg nicht überschreiten.
Wann wird der Wirkstoff eingesetzt?
Olanzapin kommt vorrangig zur Behandlung von Schizophrenie, akuten manischen Episoden und bipolaren Störungen zum Einsatz. Bei gutem Ansprechen kann es auch zur Vorbeugung manisch-depressiver Phasen verabreicht werden. Gelegentlich wird das Medikament auch zur Therapie von Depressionen und Zwangserkrankungen verabreicht.
Was gibt es bei der Einnahme noch zu beachten?
Bei der Einnahme von Olanzapin ist weiterhin zu beachten, dass der Wirkstoff Schläfrigkeit und Schwindel verursachen kann. Vom Führen eines Fahrzeugs sowie vom Bedienen von schweren Maschinen ist daher abzuraten. Bei Verabreichung per Injektion kann zudem ein Postinjektionssyndrom auftreten, dessen Symptome denen einer Olanzapin-Überdosierung ähnlich sind.
Olanzapin – Nebenwirkungen
Zu den sehr häufigen Nebenwirkungen von Olanzapin gehören Schläfrigkeit, Schwindelgefühl und Gewichtszunahme. Während der Behandlung ist daher eine regelmäßige Gewichtskontrolle erforderlich. Als atypisches Antipsychotika kann Olanzapin zudem unwillkürliche Muskelbewegungen, insbesondere des Gesichts und der Zunge, auslösen.
Weitere häufige unerwünschte Wirkungen umfassen:
- Zunahme des Appetits
- erhöhter Glukose- und Cholesterinspiegel, erhöhte Blutfettwerte
- Eosinophilie
- Parkinsonismus
- Dyskinesie
- orthostatische Hypotonie
- vorübergehende Verstopfung und Mundtrockenheit
- vorübergehende Erhöhung der Lebertransaminasen, vor allem zu Beginn der Therapie
- bei Injektion: Ödeme am Verabreichungsort
Seltener kann Olanzapin zu Muskelkrämpfen sowie zum malignen neuroleptischen Syndrom mit unregelmässigem Puls, rascher Atmung, Herzklopfen und Muskelsteifheit führen.
Wesensänderung durch Olanzapin?
Neben den unerwünschten Wirkungen wie Gewichtszunahme, Müdigkeit und Schläfrigkeit kann es unter der Behandlung mit Olanzapin bei einigen Patienten zu einer Änderung der Persönlichkeit, wie etwa Gleichgültigkeit, emotionale Abstumpfung, Freudlosigkeit bis hin zur Apathie kommen.
Olanzapin – Wechselwirkungen
Wechselwirkungen zeigt Olanzapin mit verschiedenen anderen Stoffen. So kann Aktivkohle die Bioverfügbarkeit des Wirkstoffes herabsetzen und die Wirkung vermindern. Fluxovamin hemmt dagegen den Olanzapin-Metabolismus, sodass der Olanzapin-Spiegel im Blut steigt. Weiterhin kann das Arzneimittel die Wirkung von direkten und indirekten Dopamin-Agonisten reduzieren.
Rauchen kann dazu führen, dass Olanzapin vom Körper schneller abgebaut wird. Bei Raucher/innen ist daher gegebenenfalls die Tagesdosis zu erhöhen. Ausserdem wird eine klinische Überwachung der Patienten/-innen empfohlen.
Olanzapin – Kontraindikationen
Zu den Kontraindikationen von Olanzapin gehören eine Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder anderen Bestandteilen des Medikaments sowie ein erhöhtes Risiko für ein Engwinkelglaukom.
Bei älteren Patienten/-innen mit Demenz kann der Arzneistoff schwere Nebenwirkungen auslösen und unter anderem die Symptome der Demenz verstärken. Auch bei Parkinson-Erkrankten kann Olanzapin die Symptome verschlechtern.
Während der Schwangerschaft darf Olanzapin nur zum Einsatz kommen, wenn der Nutzen der Therapie die möglichen Risiken für den Fötus rechtfertigt. Da der Wirkstoff über die Muttermilch ausgeschieden wird, sollten Frauen, die das Medikament einnehmen, nicht stillen.
Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren sollte der Wirkstoff ebenfalls nicht zum Einsatz kommen.
Häufige Fragen zu Olanzapin
- Was ist Olanzapin?
- Wie schnell wirkt Olanzapin?
- Wie lange wirkt Olanzapin?
- Verursacht Olanzapin Langzeitschäden?
- Olanzapin oder Risperidon – Was ist besser?
Olanzapin ist ein atypisches Neuroleptikum der zweiten Generation mit antipsychotischer, antimanischer und stimmungsausgleichender Wirkung. Es gilt als wichtigster Wirkstoff zur Behandlung von Schizophrenie und kommt ausserdem bei bipolarer Störung sowie manischen Episoden zum Einsatz.
Olanzapin wirkt schneller als herkömmliche Antipsychotika. Nach Verabreichung einer Injektion tritt eine Beruhigung der Patienten/-innen bereits innerhalb von 15 Minuten ein. Die maximale Plasmakonzentration wird im Mittel nach rund fünf Stunden erreicht.
Die Halbwertzeit liegt bei 23 bis 43 Stunden, die Wirkdauer ist damit eher lang.
Eine Berliner Studie aus dem Jahr 2015 liefert Hinweise, dass Olanzapin genau wie Neuroleptika der ersten Generation bei längerer Einnahme zu einem verminderten Hirnvolumen führen kann. Die Ergebnisse sind aber nicht eindeutig und die Langzeitwirkungen fallen geringer aus als bei älteren Neuroleptika.
Eine von der Psychiatrischen Klinik der TU München durchgeführte Metaanalyse kommt zu dem Ergebnis, dass Olanzapin wirksamer ist als Risperidon.
- Schneider, F.: Facharztwissen Psychiatrie und Psychotherapie, Springer Medizin, 2012
- Bundesministerium für Bildung und Forschung, Unterschiede in der Wirksamkeit atypischer Antipsychotika aufgedeckt, https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/... (Abrufdatum: 04.03.2024)
- NHS, Olanzapine, https://www.nhs.uk/... (Abrufdatum: 05.03.2024)