Paracetamol gehört zu den bekanntesten und am weitesten verbreiteten Schmerzmitteln. Es ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich und gehört in jede Haushaltsapotheke. Bei leichten bis mittleren Schmerzen hilft es vielen Menschen dabei, den Alltag dennoch zu bewältigen. Nur wenige Nutzer sind sich dessen bewusst, dass Paracetamol durchaus überdosiert werden kann und dann zu Vergiftungserscheinungen führt. Dieser Beitrag beleuchtet die Anzeichen einer Paracetamol-Überdosis und was dagegen getan werden kann.
Was ist Paracetamol?
Bei Paracetamol handelt es sich um einen Arzneistoff, der nicht nur schmerzlindernde, sondern auch fiebersenkende Wirkung hat. Er ist auch unter dem Namen Acetaminophen bekannt. Seit den 1950er Jahren ist Paracetamol weit verbreitet und zählt zu den gebräuchlichsten Schmerzmitteln. Sehr häufig wird das Arzneimittel bei leichten bis mittelschweren Kopfschmerzen eingesetzt. Aber auch bei Fieber und Menstruationsschmerzen kommt es häufig zum Einsatz. Auch für die Behandlung von Migräne ist Paracetamol ein anerkannt wirksames Medikament.
Bereits Säuglingen wird bei Schmerzen und Fieber Paracetamol in Zäpfchenform verabreicht. Ein gesunder Erwachsener kann bis zu 150 Milligramm Paracetamol pro Kilogramm Körpergewicht vertragen. Ist diese Schwelle überschritten, sollte die Abklärung im Krankenhaus erfolgen, auch, wenn die Vergiftungssymptome noch nicht stark ausgeprägt erscheinen. Menschen, die über eine eingeschränkte Leberfunktion oder eine bekannte Lebererkrankung verfügen, dürfen Paracetamol nicht einnehmen. Auch bei Alkoholabusus sollte auf die Anwendung von Paracetamol verzichtet werden.
Wie äussert sich eine Paracetamol-Überdosierung?
Paracetamol ist ein Wirkstoff, der in so gut wie jeder Hausapotheke zu finden ist. Demensprechend gilt die Paracetamol-Vergiftung als die häufigste Medikamentenintoxikation, die in Deutschland auftritt. Die Symptome einer Paracetamol-Überdosierung treten je nach Schweregrad der Vergiftung in ihrer vollen Härte oft erst nach ein paar Tagen auf. In den ersten Stunden der Vergiftung kommt es zunächst häufig zu gastrointestinalen Symptomen wie Übelkeit und Erbrechen. Da Paracetamol über die Leber abgebaut wird, treten in Zusammenhang mit diesem Organ auch die schwerwiegendsten Folgen auf.
Gravierende Paracetamol-Vergiftungen führen erst nach mehreren Tagen zu Leberschäden wie Ikterus und sogar hepatischem Koma. Auch Blutungsneigungen gehören bei starker Intoxikation zu den schweren Symptomen. Der verzögerte Verlauf hat seinen Ursprung in der Wirkungsweise des Leberstoffwechsels. Die Leber verfügt über einen Vorrat an Gluthadion, dem Entgiftungsmolekül. Sind die Vorräte durch eine Paracetamolvergiftung verbraucht, wirken die giftigen Abbauprodukte unvermindert auf das Lebergewebe ein. Starke Schäden bis hin zur Lebernekrose und Leberversagen können die Folge sein. In vielen Ländern ist Paracetamol die Hauptursache für Leberversagen. In der Forschung konnte bewiesen werden, dass häufige und tägliche Dosen von Paracetamol das Risiko für Leberversagen und Tod wesentlich steigern. Aus diesem Grund ist Paracetamol gerade für die Langzeitbehandlung von Schmerzen nicht mehr empfehlenswert.
Wie wird eine Paracetamol-Überdosierung behandelt?
Um bei starken Überdosierungen Leberschäden zu vermeiden, muss der Patient so schnell wie möglich in einem Krankenhaus mit einem Gegenmittel behandelt werden. Mit N-Acetylcystein, dem als Hustenlöser bekannten ACC, kann die Regeneration des Gluthadion gefördert werden. So bleiben die Paracetamol-Stoffwechselprodukte nicht vor Ort in der Leber. Wird die Acetylcysteingabe rechtzeitig innerhalb der ersten acht Stunden nach der Überdosierung begonnen, ist das Risiko von Leberschädigungen kaum vorhanden.
Darreichungsform und Wirkstoffgehalt genau prüfen
Wer seine Schmerzen mit Paracetamol behandeln möchte, sollte zunächst die passende Dosierung überprüfen. Am besten zu handhaben sind dabei Tabletten mit einem bestimmten Wirkstoffgehalt, der in Milligramm angegeben wird. Kleinere Dosierungen gibt es ohne Rezept zwar in der Apotheke zu kaufen, stärker dosierte Paracetamol-Tabletten sind aber sehr wohl rezeptpflichtig. Dass dies seine Berechtigung hat, zeigt eine Untersuchung, die sich mit der Inzidenz von Paracetamol-Überdosierungen in der Schweiz beschäftigt hat. Seit dem Oktober 2003 sind dort Paracetamol-Tabletten mit 1000 Milligramm rezeptpflichtig verfügbar.
Die Studie analysierte die aufgezeichneten Paracetamol-Vergiftungen in einem Zeitfenster zwischen dem ersten Januar 2000 und dem 31. Dezember 2018. Im Rahmen der Evaluation konnte festgestellt werden, dass die Anzahl der quartalsmäßig berichteten Paracetamol-Vergiftungen stark anstieg. Dabei handelte es sich jedoch in besonderem Maß um versehentliche Überdosierungen. Zugleich konnte beobachtet werden, dass die Verkaufszahlen für 500-Milligramm-Paracetamol-Tabletten zurückgingen.
Es ist daher anzunehmen, dass die plötzliche Verfügbarkeit von Paracetamol in hoher Dosierung das Auftreten von versehentlichen Überdosierungen maßgeblich begünstigt.