Pikett Dienst gehört zur Arbeit im schweizerischen Gesundheitswesen dazu. Obwohl man sich ab dem Karrierestart als Assistenzärztin oder Assistenzarzt regelmässig nach Feierabend einsatzbereit halten muss, bleiben oft Unklarheiten. Hier sind die wichtigsten Fakten rund um Pikett für Ärztinnen und Ärzte.
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Definition Pikett Dienst
Mit dem Begriff Pikett ist in der Eidgenossenschaft die Rufbereitschaft gemeint. Es handelt sich um einen Bereitschaftsdienst, bei dem man nicht vorher weiss, ob es zu einem Arbeitseinsatz kommt oder nicht. Die Rufbereitschaft wird zusätzlich zur regulären Arbeitszeit geleistet und greift in die private Zeit. Das heisst, dass man die Krankenanstalt oder Klinik verlässt und seiner Freizeit nachgeht, während man Pikett macht, beziehungsweise auf einen potenziellen Anruf wartet. In der Regel werden Pikettpläne mindestens zwei Wochen vorher bekannt gemacht, sodass man weiss, an welchen Tagen man sich einsatzbereit halten muss.
Der eigentliche Arbeitseinsatz in der Krankenanstalt oder Klinik (Interventionszeit) wird während des angesetzten Pikettdienstes kurzfristig per Telefonanruf angefordert und kann von variabler Länge sein (unter 30 Minuten oder mehrere Stunden). Weil es sich um unvorhersehbare Situationen, dringende Fälle oder Notfälle handelt, kann weder das Datum noch die Dauer des Arbeitseinsatzes im Voraus festgelegt werden. Ärzte/-innen müssen daher an bestimmten Tagen im Monat auch nach Feierabend bereit sein, kurzfristig einzuspringen. Vorausgesetzt, es ist im (Kollektiv-)Arbeitsvertrag ausdrücklich vereinbart, dass Pikett geleistet werden muss.
Müssen alle Ärzte/-innen Pikett leisten?
Nein, ausgenommen sind grundsätzlich Ärzte/-innen, die ausschliesslich wissenschaftlich tätig sind, sowie Personen, die eine höhere leitende Tätigkeit ausüben. Auf die ärztliche Hierarchie in Kliniken und Krankenanstalten angewendet, betrifft das im Regelfall nur die Chefärzte/-innen. Assistenzärzte/-innen sowie alle anderen Fachärzte/-innen müssen Pikett leisten. Das schliesst auch alle mit ein, die nur teilweise wissenschaftlich tätig sind.
In seltenen Fällen besteht die Möglichkeit, dass der Pikettdienst per Arbeitsvertrag ausgeschlossen ist.
Wie viele Tage pro Monat darf man auf Pikett sein?
Die Regelung lautet: Pro 28 Tage (vier Wochen) dürfen maximal sieben Tage Pikett sein. Unabhängig davon, ob man während dieser sieben Tage zu einem Arbeitseinsatz gerufen wird oder nicht. Nach Ablauf dieser sieben Tage beziehungsweise nach Ende des letzten Piketteinsatzes müssen die darauffolgenden 14 Tage pikettfrei sein. Somit finden maximal sieben Pikettdienste innerhalb von 28 Tagen statt. Es gilt jedoch eine Ausnahme: Die Anzahl an Pikettdiensten darf innerhalb von 28 Tagen maximal auf 14 erhöht werden, wenn
- die Personaldecke knapp ist, und
- die Zahl an tatsächlich geleisteten Piketteinsätzen über das Kalenderjahr hinweg maximal fünf Einsätze pro Monat beträgt.
Sind diese beiden Voraussetzungen gegeben, dürfen innerhalb von vier Wochen 14 Pikettdienste (und potenzielle Einsätze an diesen 14 Tagen) stattfinden.
Diese Ausnahme ist allerdings nur dann anwendbar, wenn es keinen sehr kurzen Piketteinsatz gab. War die tatsächliche Interventionszeit bei einem geleisteten Pikett Dienst maximal 30 Minuten, darf maximal an sieben Tagen innerhalb von vier Wochen Pikett geleistet werden.
Was gilt während des Urlaubs?
Ferien sind grundsätzlich pikettfrei.
Wie beeinflusst der Pikett Dienst die tägliche Ruhezeit?
Die normale Ruhezeit für Ärzte/-innen beträgt elf Stunden und darf auf neun Stunden reduziert werden, sofern sie durchschnittlich über zwei Wochen hinweg mindestens zwölf Stunden beträgt.
Diese normale neun bis elfstündige Ruhezeit darf durch Piketteinsäzte unterbrochen werden. Wenn aufgrund von Piketteinsätzen keine Mindestruhezeit von vier zusammenhängenden Stunden erreicht wird, muss die normale Ruhezeit von elf Stunden nach dem Ende des letzten Piketteinsatzes gewährt werden.
Gibt es Ausnahmen während Schwangerschaft und Mutterschaft (Stillzeit)?
Ja, schwangere und stillende Frauen dürfen über die vereinbarte Arbeitszeit von maximal neun Stunden hinaus nicht beschäftigt werden und müssen keinen Pikettdienst leisten.
Wie wird Pikett vergütet?
Ob und wie der Pikettdienst vergütet wird, ist im Kollektivarbeitsvertrag beziehungsweise Gesamt- oder Einzelarbeitsvertrag geregelt. In der Regel wird nur die Interventionszeit am Einsatzort zuzüglich der An- und Abfahrt berücksichtigt. Die Zeit, die man nur auf einen Anruf gewartet hat, gilt in der Regel nicht als Arbeitszeit, da sie ausserhalb der Krankenanstalt oder Klinik verbracht wird.
Tipps, damit man trotz Pikett Dienst die Freizeit entspannt geniessen kann
Die Ungewissheit darüber, ob der Anruf kommt und man schnell in die Klinik oder Krankenanstalt eilen muss, kann den Feierabend trüben. Einige Dinge helfen dabei, die Freizeit entspannter zu geniessen und trotzdem einsatzbereit zu sein. Wenn zum Pikett Dienst gerufen werden könnte, hilft es:
- informelle Pläne zu machen und von organisierten Veranstaltungen mit festen Anfangs- und Endzeiten abzusehen. Das umfasst etwa Kino, Theater und alle anderen Events, für die Eintritt gezahlt wird.
- keinen Alkohol zu trinken.
- sich nicht zu weit von der Arbeitsstelle zu entfernen.
- das Smartphone auf maximale Lautstärke zu stellen, auch beim Schlafen.
- eine gepackte Tasche mit frischer Kleidung und allen wichtigen Utensilien griffbereit zu halten.