Unter dem Schlagwort „Planetary Health“ befasst sich die Schweizer Ärzteschaft mit den Zusammenhängen zwischen der menschlichen Gesundheit und sozialen, politischen sowie ökologischen Aspekten. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels. Der Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte (vsao) hat nun einen Leitfaden für Ärztinnen und Ärzte herausgegeben, der konkrete Tipps und Handlungsempfehlungen zum Thema Klimawandel zusammenfasst.
Klimawandel als gesundheitliche Bedrohung
In ihrer Strategie zur Planetary Health bezeichnet die FMH den Klimawandel als „die grösste gesundheitliche Bedrohung unseres Jahrhunderts“. Die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels seien bereits heute deutlich zu spüren: Durch eine erhöhte Luftverschmutzung und eine länger andauernde Allergiesaison hat etwa die Zahl von Atemwegserkrankungen wie Asthma zugenommen. Veränderte klimatische Bedingungen führen zudem dazu, dass sich Krankheiten wie Malaria und Dengue-Fieber sowie von Zecken übertragene Erkrankungen auch im Norden Europas ausbreiten. Darüber hinaus beeinflusst der Klimawandel die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln, was wiederum Mangelernährung und damit einhergehende Gesundheitsprobleme nach sich ziehen kann. Langanhaltende Trockenheitsperioden gefährden die Versorgung mit gesundheitlich unbedenklichem Trinkwasser. Schliesslich wirken sich die Folgen des Klimawandels auch auf die psychische Gesundheit aus und können etwa zu Angststörungen und Depressionen führen.
Die FMH und der vsao sehen die Ärzteschaft und andere Versorgungsleister im Gesundheitsbereich in einer besonderen Verantwortung, ihre Stimme gegen den Klimawandel zu erheben. Der vsao Zürich hat im Jahr 2023 einen Leitfaden erarbeitet, der konkrete Handlungsempfehlungen für Ärzte zusammenfasst. Der Leitfaden ist auf Deutsch, Französisch und Italienisch erhältlich.
Planetary Health: Handlungsmöglichkeiten für Ärzte
Der Leitfaden für vsao-Mitglieder listet die folgenden Handlungsempfehlungen auf:
- Gesundheitsrisiken durch den Klimawandel und die damit einhergehenden Herausforderungen für die Gesundheitsversorgung erkennen.
- Gesundheitsfördernde Massnahmen unterstützen, etwa den Ausbau erneuerbarer Energien, um den CO2-Ausstoss zu verringern und dadurch die Luftverschmutzung wie auch die Verbreitung von Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren.
- Vorbildfunktion wahrnehmen, etwa indem Ärzte das Bewusstsein für die Auswirkungen des Klimawandels schärfen und gezielt öffentliche Debatten anstossen.
- Sich aktiv für nachhaltige Lösungen einsetzen, beispielsweise für den Einsatz von Nachhaltigkeitsbeauftragten in Ausschüssen und Gremien, für die Förderung erneuerbarer Energien und eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen.
- Wissen teilen und Patienten, Kollegen und die Öffentlichkeit über den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Gesundheit informieren.
Meetings nachhaltiger gestalten
Konkrete Tipps gibt der Leitfaden auch für die nachhaltige Gestaltung von Meetings:
- Digitale Kommunikationsmittel nutzen und Reisen reduzieren
- Nachhaltige Tagungsorte wählen, etwa Hotels, die erneuerbare Energien nutzen und gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind
- Mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen oder Fahrgemeinschaften bilden
- Caterer wählen, die auf nachhaltige Lebensmittelproduktion und -entsorgung achten
- Ressourcenschonende Materialien verwenden, etwa digitale Dokumente statt Ausdrucke auf Papier
Massnahmen auf institutioneller Ebene
Darüber hinaus gibt der Planetary Health-Leitfaden Tipps, welche Massnahmen auf institutioneller Ebene durchgeführt werden können:
- CO2-Preis einführen: Eine CO2-Steuer oder ein Emissionshandelssystem dient als finanzieller Anreiz für Institutionen, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren.
- Auf erneuerbare Energien umsteigen, etwa Wind-, Solar- und Geothermieenergie.
- Energieeffizienz verbessern, zum Beispiel durch eine modernisierte Infrastruktur, die Einführung von Energiemanagementsystemen und die Förderung von Energiesparmassnahmen.
- Nachhaltige Mobilität fördern, zum Beispiel Anreize für die Nutzung von Elektroautos, des öffentlichen Nahverkehrs oder von Fahrgemeinschaften bieten.
- Beschafffungs- und Lieferkettenpraktiken nachhaltig gestalten, zum Beispiel Produkte und Dienstleistungen von nachhaltig arbeitenden Lieferanten beziehen.
- Investitionen in fossile Brennstoffe und schädliche Aktivitäten reduzieren oder ganz einstellen.
Ärzte können ihre Verantwortung wahrnehmen, indem sie öffentlich auf diese Möglichkeiten aufmerksam machen und die Dringlichkeit der gesundheitlichen Aufklärung hinsichtlich des Klimawandels mit Beispielen untermauern.