In den Schweizer Spitälern hat sich die Anzahl der Beschäftigen pro Bett in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. Anhand der Entwicklung der Betten- und Beschäftigtenanzahl wird der Strukturwandel im Schweizer Gesundheitssystem deutlich. Doch wo liegen die Gründe für diesen Trend?
Strukturwandel im Schweizer Gesundheitssystem
Die vom Schweizer Bundesamt für Statistik (BFS) zur Verfügung gestellten Daten betrachten unter anderem die Anzahl der Spitäler, der vorhandenen Betten sowie der Beschäftigten in den Spitalbetrieben. Dem zufolge ging die Anzahl der Schweizer Spitäler zwischen 1998 und 2018 von 378 auf 281 zurück. Damit gibt es 97 Spitäler weniger in der Schweiz als vor 20 Jahren, das entspricht einem Rückgang von rund 26 Prozent.
Viele der Spitäler wurden aber nicht geschlossen, sondern mit anderen Spitalbetrieben zusammengelegt. Die Zahlen täuschen daher einen stärkeren Strukturwandel vor, als tatsächlich vorhanden. Im Jahr 2018 waren die 281 an 580 Standorten tätig, wobei mehr als ein Viertel der Spitäler mehreren Standorten zugeordnet ist.
Anzahl der Spitalbetten geht zurück
Besser wird der Strukturwandel anhand der Entwicklung der Bettenanzahl deutlich. Mit der Anzahl der Spitäler hat sich auch die Anzahl der Krankenhausbetten reduziert. Von 1998 bis 2018 ist deren Zahl um etwa 17 Prozent zurückgegangen. Standen im Jahr 1998 noch 45’959 Spitalbetten zur Verfügung, waren es 2018 noch 37’956 Betten, also 8’003 weniger. Insbesondere von 1998 bis 2015 wurden in den Spitälern Betten abgebaut. Seitdem stagniert der Rückgang, von 2015 bis 2017 stieg die Zahl der Spitalbetten sogar leicht an.
Von zehn Spitalbetten stehen zwei in Kliniken für Rehabilitation und Geriatrie, zwei in psychiatrischen Kliniken und sechs in Akutspitälern. Die konkrete Aufteilung der Betten auf Schweizer Spitäler gestaltet sich 2018 wie folgt:
- Allgemeine Krankenhäuser, Zentrumsversorgung: 19’538
- Allgemeine Krankenhäuser, Grundversorgung: 4’593
- Psychiatrische Kliniken: 6’468
- Spezialkliniken der Rehabilitation/Geriatrie: 4’545
- Andere Spezialkliniken: 2’812
In den Allgemeinen Kliniken der Grundversorgung ist dabei ein besonders starker Rückgang der Bettenanzahl zu beobachten.
4.3 Beschäftigte pro Spitalbett
Die Statistiken zeigen noch eine andere deutliche Entwicklung: Die Anzahl der Beschäftigten pro Spitalbett hat sich von 1998 bis 2018 in etwa verdoppelt. Das gilt auch für die Zahl der Pflegenden und Ärzte pro Bett. Insgesamt arbeiten 167’873 Beschäftigte in den Schweizer Spitälern. Die Anzahl der Mitarbeiter pro Bett ist von 2.1 im Jahr 1998 auf 4.3 im Jahr 2018 gestiegen.
Dabei verteilen sich die Beschäftigten wie folgt auf die Spitäler:
- Allgemeine Krankenhäuser, Zentrumsversorgung: 109’799
- Allgemeine Krankenhäuser, Grundversorgung: 20’516
- Psychiatrische Kliniken: 16’034
- Spezialkliniken der Rehabilitation/Geriatrie: 9’014
- Andere Spezialkliniken: 12’510
Mögliche Ursachen: Kürzere Spitalaufenthalte, alternde Bevölkerung
Wie kommt es zu dieser Entwicklung? Warum hat sich die Zahl der Spitalmitarbeiter pro Bett verdoppelt? Analysten der Zürcher Kantonalbank (ZKB) gehen in einer aktuellen Studie davon aus, dass unter anderem der starke Anstieg der ambulanten Konsultationen für den beobachteten Trend verantwortlich ist. Von 2013 bis 2018 nahm die Zahl der ambulanten Konsultationen um 23 Prozent zu. Für frühere Jahre liegen keine Daten vor.
Gleichzeitig fällt die Aufenthaltsdauer bei stationärer Aufnahme immer kürzer aus. Die Leistungen verdichten sich Gesundheitsökonomen zufolge auf die verbleibenden Tage. Mit dem Ausbau der Spitex, der spitalexternen Hilfe und Pflege, durch Nacht-, Spezial- und Wochenenddienste entfalle für viele Patienten die Notwendigkeit für einen Spitalaufenthalt. Dem steht eine alternde Gesellschaft gegenüber. Ältere Menschen weisen eine höhere Wahrscheinlichkeit für Spitalaufenthalte auf und müssen aufgrund von Mehrfacherkrankungen häufig intensiver und länger betreut werden. Dafür ist eine höhere Anzahl an Beschäftigen nötig.