Gesundheit ist für jeden Menschen (über)lebenswichtig – dafür sind wir bereit, auch viel Geld auszugeben. Es ist daher nicht überraschend, dass der Gesundheitssektor eminente volkswirtschaftliche Bedeutung besitzt. Eine Bedeutung, die eher größer als kleiner wird. Die Gesundheitsbranche wächst im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen überdurchschnittlich.
Das zeigt sich generell im DACH-Raum. So werden die deutschsprachigen Länder Deutschland, Schweiz, Österreich gerne zusammenfassend bezeichnet. Hier findet man aufgrund eines gleichen kulturellen Backgrounds, ähnlicher Mentalitäten und des hohen Lebensstandards oft parallele Trends und Entwicklungen.
Warum die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen steigt
Die Gesellschaften in den DACH-Ländern sind durch demografischen Wandel und eine steigende Lebenserwartung geprägt. Die Bevölkerung altert zusehends und die Alterspyramide kehrt sich um. Dies geht mit steigender Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen einher. Ältere Menschen erkranken öfter und benötigen häufiger medizinische Leistungen als jüngere. Gleichzeitig nimmt mit dem Alter das Gesundheitsbewusstsein zu. Allerdings handelt es sich nicht nur um ein altersabhängiges Phänomen. Gesundheit, Fitness und Wellness liegen generell im Trend.
Ausgebaute Sozial- und Krankenversicherungssysteme ermöglichen überdies eine gute medizinische Versorgung nach aktuellen Erkenntnissen und mit besten Verfahren – unabhängig von der persönlichen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Auch das ist ein Faktor, der das Wachstum der Gesundheitsbranche begünstigt. Es findet vor dem Hintergrund einer allgemeinen Entwicklung zur Dienstleistungswirtschaft statt.
Über 100.000 zusätzliche Vollzeitstellen bis 2060 im Schweizer Gesundheitssektor
Dieser Dienstleistungstrend zeigt sich zum Beispiel in der Schweiz. Dort wird einer Projektion des Bundesamtes für Raumentwicklung ARE zufolge der Dienstleistungssektor gegenüber dem Referenzjahr 2017 bis 2060 um 16 Prozent wachsen und dann 3,4 Millionen Vollzeit-Arbeitsplätze umfassen. Besonders stark wächst die Gesundheitsbranche: von derzeit noch unter 300.000 Vollzeitbeschäftigten auf über 400.000. Bereits 2030 wird die Zahl der im Gesundheitssektor tätigen Arbeitnehmer die Zahl der Bau-Beschäftigten übersteigen und bei knapp 350.000 liegen. Gerade bei der Gesundheitsversorgung ist die Schweiz verstärkt auf Kräfte aus dem Ausland angewiesen sei, denn der Bedarf kann bereits heute nicht alleine gedeckt werden. In stationären Einrichtungen ist der Personalanteil mit ausländischen Abschlüssen besonders hoch – das gilt sowohl im Ärztebereich als auch bei Pflegekräften. Die Projektion erwartet trotz technologischem Fortschritt keine signifikanten Produktivitätssteigerungen – Rationalisierungspotentiale sind kaum vorhanden. Gesundheit ist und bleibt Dienst am Menschen, da lässt sich wenig einsparen.
Gesundheitswirtschaft wächst über 4 Prozent p.a. in Deutschland
Ein ähnliches Bild zeigt sich in Deutschland. Hier gehört die Gesundheitswirtschaft mit einem Anteil von 12 Prozent schon jetzt zu den wichtigsten Branchen. Die Wertschöpfung des Gesundheitssektors lag 2018 bei 370 Mrd. Euro. Gesamtwirtschaftlich gesehen ist die Gesundheitsbranche bedeutender als die Automobilindustrie einschließlich Zulieferer, die es zusammen auf rund 10 Prozent Anteil bringt. Auch die deutsche Gesundheitswirtschaft ist durch überproportionales Wachstum gekennzeichnet. In der Dekade vor 2018 nahm die Wertschöpfung jährlich um 4,1 Prozent zu – deutlich stärker als das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Dies dürfte sich fortsetzen. Der Anteil industrieller Leistungen an der Gesundheitswirtschaft (Herstellung von Medizinprodukten, Arzneimitteln, Waren zur Gesundheitsversorgung, Geräten für E-Health und digitale Anwendungen, Bauinvestitionen) ist hier mit fast einem Viertel bemerkenswert hoch. Dienstleitungen in ambulanten und stationären Einrichtungen bestimmen aber das Gros der Leistungserstellung (53 Prozent bei der Wertschöpfung, rund zwei Drittel bei den Arbeitskräften). Weitere dienstleistungsorientierte Segmente bilden Krankenversicherungen, Apotheken und der Gesundheitstourismus. Ein zunehmendes Problem ist der Fachkräftemangel in der Pflege. Ähnlich wie in der Schweiz greift man verstärkt auf ausländische Kräfte zurück.
Ein Sechstel des österreichischen BIP
Auch im dritten DACH-Land Österreich ist der Gesundheitssektor ein wirtschaftliches Schwergewicht. Eine Mitte 2018 vorgestellte Studie der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) ermittelte einen Anteil von 16,5 Prozent an der österreichischen Wertschöpfung – absolut über 47 Mrd. Euro. Dabei wurden neben dem Gesundheits-Kernbereich “Spitäler, Ärzte und Krankenversicherungen” auch vor- und nachgelagerte Bereiche berücksichtigt. Insgesamt steht die österreichische Gesundheitswirtschaft direkt oder indirekt für rund 870.000 Beschäftigte. Vor allem der Bereich der erweiterten Gesundheitswirtschaft wächst besonders stark. Die Studie prognostiziert dem Gesundheitssektor in Österreich auch in den kommenden Jahren ein überdurchschnittliches Beschäftigungswachstum.
Gesundheitssektor ist Wirtschaftsmotor
Zusammenfassend lässt sich feststellen: die Gesundheitsbranche wächst in allen DACH-Ländern dynamisch. Sie wird in den nächsten Jahrzehnten noch mehr als heute schon tragende Säule der Wirtschaft in den drei Ländern sein.