Telemedizin hat in der Schweiz an Bedeutung gewonnen. Insbesondere die jüngere Bevölkerung nimmt vermehrt digitale und multimediale Beratungsangebote in Anspruch. Das zeigt eine repräsentative Umfrage der Atupri Gesundheitsversicherung unter 1.080 Personen im Alter zwischen 15 und 74 Jahren in der Deutsch- und Westschweiz.
Mehr als 30 Prozent der Schweizer nehmen bereits telemedizinische Angebote in Anspruch
Die repräsentative Online-Umfrage, durchgeführt von DemoSCOPE im Auftrag der Atupri, zeigt, dass die Akzeptanz von digitalen Arztkonsultationen zunimmt. Bereits mehr als 30 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer nutzen telemedizinische Angebote. Bei bestimmten Symptomen verzichten sie auf einen Arztbesuch und lassen sich per Telefon oder in einer Video-Sprechstunde beraten. Insbesondere jüngere Patienten zwischen 15 und 34 Jahren nehmen zudem multimediale Optionen in Anspruch, die über das Smartphone zugänglich sind. So nutzen sie zum Beispiel Apps mit integrierter Videocall-Funktion und automatisierten Symptomchecks. Medizinisches Fachpersonal ist über derartige Apps rund um die Uhr und von jedem Standort aus erreichbar.
Den Autoren der Studie zufolge kann die telemedizinische Beratung dazu beitragen, unnötige und teure Arztbesuche zu vermeiden. Für Patienten entfallen unter Umständen lange Anfahrtswege und die Wartezeit in der Praxis. Arztpraxen und Spitäler wiederum würden durch telefonische und multimediale Angebote entlastet. Eine stärkere Konzentration auf telemedizinische Angebote könnte Atupri zufolge auch der Kostenexplosion im Gesundheitswesen entgegenwirken.
Telemedizin: Akzeptanz der digitalen Angebote während Corona-Pandemie gestiegen
Bereits im Juni 2020 berichtete swissinfo.ch über eine zunehmende Akzeptanz für telemedizinische Angebote in der Schweizer Bevölkerung. Die Corona-Pandemie hatte zur Folge, dass Patienten vermehrt nach Konsultationsmöglichkeiten suchten, mit denen sich ein Besuch in der Arztpraxis oder im Krankenhaus vermeiden liess. Die gesteigerte Nachfrage hat auch die technische Entwicklung vorangetrieben und unter anderem zur Veröffentlichung neuer Chat-, Audio- und Videoplattformen geführt. Die Atupri Umfrage bestätigt diesen Effekt. Während der Pandemie arbeiteten mehr Schweizer und Schweizerinnen im Home-Office. Durch den täglichen Umgang mit Skype, Zoom und ähnlichen Plattformen habe sich die Bevölkerung an die neuen Kommunikationskanäle gewöhnt, so die Autoren. In Folge sei auch die Bereitschaft gestiegen, sich auf digitalem Wege einer medizinischen Konsultation zu unterziehen.
Eine vertrauensvolle und kompetente Beratung und der persönliche Kontakt zum Arzt stellen für einen Grossteil der Befragten immer noch die wichtigsten Kriterien für eine ärztliche Konsultation dar. 85 Prozent der Umfrageteilnehmer halten es für wünschenswert, die Beratungsqualität der Schweizer Ärzteschaft weltweit in Anspruch nehmen zu können.
In der Schweizer Ärzteschaft herrschen derweil geteilte Meinungen über telemedizinische Angebote. Während einige Mediziner vor allem Video-Konsultationen als sinnvolle Ergänzung zum persönlichen Besuch in der Praxis schätzen, sind andere noch skeptisch, ob Diagnosen per Telemedizin mit denen nach einer physischen Untersuchung vergleichbar sind.