Tilur ist ein Medikament mit dem Wirkstoff Acemetacin und gehört zur Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Aufgrund seiner schmerzlindernden, entzündungshemmenden und fiebersenkenden Wirkung wird es unter anderem bei Rheumaerkrankungen, Gicht, Gelenk-, Muskel- und Sehnenentzündungen sowie bei einem Hexenschuss verordnet. In der Schweiz ist das Medikament seit 1985 zugelassen und nur gegen ärztliche Verschreibung erhältlich.
Tilur – Wirkung
Als nicht-steroidales Antirheumatikum (NSAR) besitzt Tilur eine schmerzlindernde und fiebersenkende Wirkung. Beim enthaltenen Wirkstoff Acemetacin handelt es sich um ein sogenanntes Prodrug, das erst nach der Einnahme im Körper in die wirksame Substanz umgewandelt wird, in diesem Fall in Indometacin.
Inhaltsverzeichnis
Indometacin hemmt die Produktion von Prostaglandinen, Botenstoffe, die bei der Schmerzentstehung freigesetzt werden. Prostaglandine sind an Entzündungsprozessen beteiligt, reizen ausserdem die Nervenenden und senden Schmerzsignale ans Gehirn. Indometacin hemmt die Synthese von Prostaglandinen, indem es auf den Prozess der Cyclooxygenase (COX) einwirkt und diesen unterbindet. Medikamente mit dieser Wirkung werden auch als COX-Hemmer bezeichnet. Die fiebersenkende Wirkung geht auf eine Beeinflussung des Temperaturzentrums im Gehirn zurück. Indometacin hemmt zudem die Blutgerinnung, was unerwünschte Wirkungen nach sich ziehen kann.
Was ist Cyclooxygenase (COX)?
Cyclooxygenase (COX) ist ein Enzym, das Prostaglandine, Prostacycline und Thromboxane bildet - Substanzen, die Prostanoide genannt werden und für die Entzündungsreaktion verantwortlich sind. Man unterscheidet zwei Formen des Cyclooxygenase-Enzyms: COX-1 und COX-2. Beide sind an Entzündungen beteiligt. COX 1 schützt den Magen-Darm-Trakt und unterstützt bei der Blutgerinnung. COX-2 hingegen wird nur unter bestimmten Zuständen im Körper aktiv, wie z.B. bei Entzündungen oder Verletzungen.
Tilur – Anwendung und Dosierung
Anwendung und Dosierung von Tilur richten sich nach den Symptomen der Patienten/-innen und sollten individuell angepasst werden. Es ist ratsam mit der kleinsten wirksamen Dosis zu beginnen und diese über einen möglichst kurzen Zeitraum zu verabreichen.
Das Medikament ist in zwei Darreichungsformen erhältlich: Kapseln zu 60 mg und Tilur Retardkapseln zu 90 mg. Die übliche Dosierung liegt bei ein- bis dreimal täglich einer Kapsel Tilur oder einmal täglich einer Retard-Kapsel. Bei besonders schweren Erkrankungen wird auch die zweimal tägliche Einnahme einer Retard-Kapsel verordnet. Bei einem akuten Gichtanfall erhalten Patienten/-innen für gewöhnlich 180 mg Tilur am Tag, bis zum Abklingen der Symptome.
Wann wird der Wirkstoff eingesetzt?
Tilur wird eingesetzt zur symptomatischen Behandlung von:
- entzündlichen und degenerativen Rheumaerkrankungen wie chronische Polyarthritis und Arthrose
- Entzündungen von Gelenken, Muskeln und Sehnen
- Gicht
- Sehnenscheidenentzündung
- Schleimbeutelentzündungen
- Hexenschuss
- Entzündungen oberflächlicher Venen (Thrombophlebitis)
Was gibt es bei der Einnahme noch zu beachten?
Nach der Einnahme von Tilur können Schwindel, Müdigkeit, zentralnervöse Störungen und Tinnitus auftreten. Die Bedienung eines Fahrzeuges oder schwerer Maschinen ist daher nicht anzuraten.
Auf den Genuss von Alkohol sollte während der Einnahme von Tilur ebenfalls verzichtet werden.
Tilur oder Ibuprofen - was ist besser?
Tilur und Ibuprofen gehören beide zur Medikamentengruppe der NSAR. Während Tilur in die Untergruppe der Essigsäurederivate fällt, zählt Ibuprofen zur Untergruppe der Propionsäurederivate. Sowohl Tilur als auch Ibuprofen wirken schmerzlindernd und fiebersenkend. Ibuprofen besitzt darüber hinaus entzündungshemmende Eigenschaften. Daher ist Ibuprofen bei akuten und chronischen Schmerzzuständen wirksamer.
Ibuprofen ist für die kurzzeitige Selbstmedikation über eine Dauer von maximal drei Tagen zugelassen. Tilur hingegen kommt nach ärztlicher Verordnung auch für die Langzeittherapie z.B. bei rheumatischen Erkrankungen infrage.
Tilur birgt im Vergleich zu Ibuprofen ein geringeres Risiko für gastrointestinale oder kardiovaskuläre Nebenwirkungen.
Tilur – Nebenwirkungen
Zu den häufig bis sehr häufig auftretenden Nebenwirkungen zählen Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit, Schläfrigkeit, Ohrengeräusche (Tinnitus) und gastrointestinale Beschwerden wie Schmerzen im Oberbauch, Appetitlosigkeit, Durchfall oder Verstopfung.
Während der Behandlung können im oberen Magen-Darm-Trakt Schleimhautgeschwüre auftreten. In seltenen Fällen kommt es zu Magenblutungen, sehr selten zu Magen-Darm-Durchbrüchen. Vor allem zu Beginn der Therapie besteht zudem ein Risiko für schwerwiegende Hautreaktionen.
Gelegentlich kommt es zu Ödemen, Blutdrucksteigerung und Hypotonie. Zahlreiche weitere, seltene Nebenwirkungen sind möglich.
Tilur – Wechselwirkungen
Wechselwirkungen können bei der gleichzeitigen Einnahme von Tilur und folgenden Wirkstoffen auftreten:
- Probenecid und Diflunisal: verlangsamen den Abbau von Acemetacin.
- Salizylate und Acetylsalicylsäure: können zu einem niedrigeren Blutspiegel von Acemetacin führen.
- Penizillin: Acemetacin verzögert die Elimination.
- Furosemid: beschleunigt die Ausscheidung von Acemetacin.
Acemetacin verstärkt möglicherweise die Toxizität von Methotrexat, reduziert dagegen die Wirkung von Schleifendiuretika, kaliumsparenden Diuretika und Thiaziden. Da Tilur den Kaliumspiegel im Blut erhöht, müssen bei gleichzeitiger Behandlung mit kaliumsparenden Diuretika zudem die Serum-Kaliumwerte regelmässig kontrolliert werden.
Tilur – Kontraindikationen
Für Tilur sind einige Kontraindikationen bekannt. Nicht eingenommen werden sollte das Medikament bei:
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen Hilfsstoff
- Bronchospasmus, Urtikaria oder allergieähnlichen Symptomen nach der Einnahme anderer NSAR oder Acetylsalicylsäure
- ungeklärten Blutbildungs- und Blutgerinnungsstörungen
- bestehenden Magen-Darm-Geschwüren, gastrointestinalen Blutungen und entzündlichen Darmerkrankungen
- Behandlung postoperativer Schmerzen nach einer Bypass-Operation
- schweren Leberfunktionsstörungen
- schwerer Niereninsuffizienz
- schwerer Herzinsuffizienz
Im dritten Trimenon der Schwangerschaft sowie während der Stillzeit ist von einer Behandlung mit Tilur ebenfalls abzuraten. Zudem kann die weibliche Fertilität beeinträchtigt werden und wird für die Therapie von Frauen mit Kinderwunsch nicht empfohlen.
Die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen wurde bislang nicht geprüft, der Einsatz in der Pädiatrie ist daher nicht anzuraten.
Häufige Fragen zu Tilur
- Was ist Tilur?
- Wie schnell wirkt Tilur?
- Wie lange darf man Tilur einnehmen?
- Wie viel Tilur am Tag?
Tilur ist ein nicht-steroidales Antirheumatikum (NSAR) und besitzt entzündungshemmende, schmerzlindernde und fiebersenkende Wirkungen. Der enthaltene Wirkstoff heisst Acemetacin.
Als NSAR wirkt Tilur bereits sehr schnell gegen Schmerzen und Entzündungserscheinungen, meist innerhalb von 30 bis 60 Minuten.
Bei längerer Einnahme über mehrere Monate hinweg kann Tilur zu Nierenproblemen führen. Bereits nach wenigen Tagen können Magen- und Darmprobleme auftreten. Die Therapiedauer sollte daher so kurz wie möglich gehalten werden.
Für gewöhnlich nimmt man ein- bis dreimal täglich eine Tilur Kapsel mit 60 mg Wirkstoff ein. Tilur retard Kapseln mit 90 mg Wirkstoff werden in der Regel einmal täglich verordnet, bei besonders starken Schmerzen auch zweimal täglich.
- Drugs.com., Tilur retard 90 mg, https://www.drugs.com/... (Abrufdatum: 06.02.2024)