
Eine hohe Personalfluktuation im Gesundheitswesen wirkt sich negativ auf die Qualität der Patientenversorgung aus. Hohe Belastung und starker Stress führen in der Schweiz dazu, dass viele Gesundheitsfachkräfte ihren Beruf aufgeben oder sich zumindest mit dem Gedanken an eine berufliche Umorientierung tragen. Wie können Arbeitgeber der Fluktuation entgegenwirken und qualifiziertes Personal an sich binden? Der folgende Artikel stellt einige Massnahmen vor.
Gegen die Personalfluktuation: Wertschätzende Arbeitskultur schaffen
Nicht nur der Fachkräftemangel allein beeinträchtigt die Versorgungsqualität in den Gesundheitseinrichtungen. Dass auch häufige Personalwechsel negative Auswirkungen auf die Patientenversorgung haben, zeigt unter anderem eine Studie eines Forschungsteams aus England und Deutschland, durchgeführt an britischen NHS-Spitälern. Dabei zeigte sich eine Korrelation zwischen einer hohen Fluktuationsrate und medizinischen Ereignissen. Lag die Rate über der Standardabweichung, stieg beispielsweise die Wahrscheinlich für das Versterben eines Patienten innert von 30 Tagen nach der Spital-Aufnahme um 0,035 Prozent. Bei Notfallpatienten nahm das Risiko um 0,052 Prozent zu.
Arbeitgeber im Gesundheitswesen sollten also ein grosses Interesse daran haben, Personal zu halten. In der Schweiz liegt die Fluktuationsrate in den Gesundheitsberufen laut Obsan-Informationen bei 24,7 Prozent (Stand: 2022) und steigt seit 2017 kontinuierlich an. Studien zeigen, dass Ärzte und Pflegekräfte zunehmen unter Stress und hoher Arbeitsbelastung leiden, was bis zum Burnout führen kann. Wie ein Forschungsprojekt der Berner Fachhochschule, die STRAIN-Studie, ausführt, sind gut 24 Prozent der Schweizer Ärzte von starken bis sehr starken Konflikten zwischen Arbeits- und Privatleben betroffen. Etwa 15 Prozent der Pflegekräfte denken mehrmals im Monat daran, den Beruf frühzeitig zu verlassen.
Massnahmen zur Personalbindung
Wer Gesundheitsfachkräfte halten möchte, muss also in erster Linie die Rahmenbedingungen verbessern. Eine wertschätzende Arbeitsumgebung und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben gehören zu den wichtigsten Faktoren, um die berufliche Zufriedenheit zu steigern. Gefragt sind Massnahmen, die das Arbeitsumfeld attraktiver gestalten und die Bedürfnisse der Mitarbeitenden berücksichtigen:
- Flexible Arbeitszeiten: Flexible Arbeitszeitmodelle können helfen, Stress zu reduzieren und die Work-Life-Balance zu verbessern.
- Kinderbetreuungsmöglichkeiten: Eine nahe gelegene Kinderbetreuung ermöglicht es jungen Mitarbeitenden, Beruf und Familie besser miteinander zu vereinbaren.
- Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz: Nur, wer selbst gesund ist, kann sich auch gut um die Anliegen von Patienten kümmern. Programme zur Förderung der körperlichen und psychischen Gesundheit helfen beim Stressabbau, motivieren und fördern die Personalbindung.
- Loyalitätsanreize: Mit Dienstaltersgeschenken können Arbeitgeber langjährige Mitarbeitende für ihre Treue belohnen und sich für die ihren kontinuierlichen Beitrag zum Unternehmen bedanken.
- Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung: Weiterbildungen, Schulungen und Workshops ermöglichen es Mitarbeitern, sich beruflich weiterzubilden. Interne und externe Förderprogramme für Fachweiterbildungen erhöhen das Fachwissen im Betrieb und tragen zur Loyalität der Beschäftigten bei.
- Feedbacksystem: Arbeitnehmer sollten regelmässig das Feedback ihrer Beschäftigten einholen. Das zeigt, dass sie sich für die Bedürfnisse der Mitarbeitenden interessieren und fördert ein motivierendes Arbeitsklima.
- Digitalisierung: Über die Digitalisierung wiederkehrender Prozesse lassen sich Beschäftigte im Gesundheitswesen entlasten. Insbesondere zeitraubende Bürokratie-Aufgaben sollten weitgehend digitalisiert werden, damit Beschäftigte mehr Kapazitäten für die Betreuung von Patienten zur Verfügung haben.
Fazit: Zufriedene Mitarbeitende bleiben länger treu
Um gegen die Personalfluktuation im Gesundheitswesen vorzugehen, sollten Arbeitgeber vor allem in ein wertschätzendes und motivierendes Arbeitsumfeld investieren. Zufriedene Beschäftigte arbeiten motivierter, machen weniger Fehler und bleiben ihrem Arbeitgeber länger treu. Die Ausgaben für mehr Arbeitszufriedenheit zahlen sich daher schnell wieder aus.