Eine repräsentative Befragung, mit welcher die Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH) jedes Jahr seit 2011 die gfs.bern beauftragt, zeigt nicht nur überwiegend positive Resultate im Hinblick auf die Spitalärzte in der Schweiz. Der Verwaltungsaufwand beunruhige die 1572 befragten Mediziner demnach zunehmend.
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Täglich nur ein Drittel patientennahes Arbeiten
Während sich die Arbeit mit Patienten bei Spitalärzten und -ärztinnen der Akutsomatik nur noch auf 34 % der ausgeführten Tätigkeiten im Jahr 2019 beläuft, liegen Verwaltungsaufgaben mit 20 % auf dem 2. Platz.
Bei den Assistenzärzten sind die Befunde noch gravierender: Jeden Tag müssen diese sich mit 2,8 Stunden Verwaltungsaufwand begnügen. Man geht davon aus, dass dieser steigende Administrativaufwand mit der seit 2011 gesunkenen Arbeitszufriedenheit zusammenhänge.
Im Vergleich zum Jahr 2011 lag die Zeit, welche für die Dokumentation genutzt wurde, bei Ärzten in der Akutsomatik bei eineinhalb Stunden pro Tag. Acht Jahre später erhöhte sich der Zeitaufwand für die Verwaltung auf knapp zwei Stunden täglich. Bei Medizinern, welche in der Rehabilitation arbeiten, handelte es sich um fast denselben zeitlichen Aufwand.
Stresslevel bei Medizinern konstant hoch
Mehr als die Hälfte der Befragten stehe überdies unter Druck, da kontinuierlich Leistung erbracht werden müsse. Die Zeit dafür sei im Zuge dessen jedoch begrenzt. Befragte Ärzte in der Akutsomatik berichteten, dass dies sehr oder eher zutreffend sei.
Des Weiteren ist das Stressniveau über die Jahre angestiegen. Im Jahr 2019 gaben 60 % der Teilnehmenden an, dass sie meist oder häufig mit Stress zu kämpfen haben. Im Jahr 2012 lag der Wert hingegen noch bei 40 %.
Arbeitszufriedenheit noch immer gegeben
Trotz der steigenden Zeit, welche (Assistenz-)Ärzte verschiedener Fachbereiche für administrative Aufgaben oder die Dokumentation aufwenden müssen, zeigt die Befragung, dass die Arbeitszufriedenheit im Jahr 2019 dennoch hoch ist.
70 % der Mediziner in der Rehabilitation wiesen eine einigermassen hohe Arbeitszufriedenheit auf. Zudem gaben 80 % der teilnehmenden Mediziner in der Akutsomatik und der Psychiatrie demzufolge an, mit ihrer Tätigkeit sehr oder eher zufrieden zu sein. Fast alle befragten Ärzte nahmen ausserdem ihre Arbeit als interessant wahr (90 %).
Spitalleitungen müssen etwas ändern
In der Befragung ist noch dazu erkennbar, dass alle teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte aufgeschlossen gegenüber Reformen sind und sich einen Wandel wünschen. Ein Grossteil der Mediziner fände es beispielsweise gut, Mindestfallzahlen zu etablieren.
Das Interesse nach neuen Reformen ist weiterhin daran festzumachen, dass die Ärzte sich mit grosser Mehrheit positiv für die Liste “Ambulant vor Stationär” aussprechen, welche das Bundesamt für Gesundheit einführte.
Aus diesen Befunden lässt sich schlussfolgern, dass die Spitalleitungen mitunter verantwortlich für Veränderungen sein sollten. Inwieweit sie diese handhaben oder einführen, schätzen die Teilnehmenden allerdings verstärkt kritisch ein. Ferner ist es von Relevanz, patientennahes Arbeiten wieder in den Vordergrund zu rücken und den Verwaltungsaufwand zu reduzieren.