Zolpidem ist ein Wirkstoff mit schlaffördernder und dämpfender Wirkung aus der Gruppe der sogenannten Z-Substanzen oder Z-Drugs. Das Mittel wird zur Kurzzeitbehandlung von Schlafstörungen bei Erwachsenen eingesetzt. Dabei erleichtert es das Einschlafen und erhöht die Schlafdauer. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Schläfrigkeit während des Tages, Halluzinationen, Schlafwandeln und Verdauungsbeschwerden.
Zolpidem – Wirkung
Die Wirkung von Zolpidem ähnelt der von Benzodiazepinen. Der Wirkstoff gehört zu den allosterischen GABA-Antagonisten. Das bedeutet, er wirkt im zentralen Nervensystem auf GABA genannte Botenstoffe ein und unterstützt deren Bindung an die GABAA-Rezeptoren. Auf diese Weise verstärkt das Arzneimittel den entspannenden und schlaffördernden Effekt der körpereigenen Substanzen.
Inhaltsverzeichnis
Anders als Benzodiazepine bindet sich Zolpidem bevorzugt an die Alpha1-Untereinheit des GABAA-Rezeptors. Der angstlösende und muskelentspannende Effekt fällt dadurch schwächer aus. Darüber hinaus scheint das Arzneimittel die Schlafarchitektur, insbesondere die REM-Schlafphase, weniger stark zu beeinflussen und wird schneller vom Körper abgebaut. Es kommt somit zu geringeren Beeinträchtigungen am Folgetag.
Zolpidem – Anwendung und Dosierung
Zolpidem ist in Form von Filmtabletten erhältlich. Dabei beträgt die empfohlene Tagesdosis für Erwachsene 10 mg pro Tag. Dennoch sollten Patienten/-innen die niedrigste wirksame Dosis einnehmen. Die maximale Tagesdosis liegt bei 10 mg pro Tag.
Überdies sollte bei älteren Patienten/-innen über 65 Jahren die Tagesdosis auf 5 mg reduziert werden. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde Food and Drug Administration (FDA) empfiehlt eine reduzierte Dosierung auch für Frauen.
Wann wird der Wirkstoff eingesetzt?
Der Wirkstoff wird zur kurzzeitigen Behandlung von schwerwiegenden Ein- und Durchschlafstörungen eingesetzt, die durch andere Massnahmen nicht abgemildert werden können. Vor der Verordnung des Medikaments sind die Patienten/-innen auf zugrundeliegende Erkrankungen zu untersuchen. Zeigt sich nach einem Behandlungszeitraum von sieben bis 14 Tagen keine Besserung der Schlafstörungen, sollte eine weitere Untersuchung auf psychische oder physische Erkrankungen erfolgen.
Kann ein Medikament mit dem Wirkstoff Zolpidem bei Insomnie helfen?
Wirkstoffe aus der Gruppe der Z-Substanzen, zu denen auch Mittel wie Zolpidem gehören, lindern Ein- und Durchschlafprobleme, also die Symptome einer Insomnie. Allerdings beseitigen sie nicht deren Ursache. Eine ärztliche Leitlinie sieht daher vor, diese Medikamente bei Schlafstörungen nur einzusetzen, wenn eine kognitive Verhaltenstherapie nicht zu einer Verbesserung geführt hat.
Wie wird das Medikament richtig eingenommen?
Die Einnahme erfolgt unmittelbar vor dem Schlafengehen mit ausreichend Flüssigkeit, zum Beispiel einem Glas Wasser. Zum Ende der Therapie wird das Medikament schrittweise abgesetzt. Die Behandlungsdauer sollte inklusive dieser Absetzungsphase vier Wochen nicht überschreiten.
Was gibt es bei der Einnahme noch zu beachten?
Bei der Einnahme von Zolpidem ist zu beachten, dass sich das Arzneimittel stark auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen auswirkt. Vor allem am Morgen nach der Einnahme kann es zu Schwindelgefühl, Benommenheit, einer verlängerten Reaktionszeit und Sehstörungen kommen. Um das Unfallrisiko zu minimieren, sollten zwischen der Einnahme und dem Bedienen von Fahrzeugen oder Maschinen mindestens acht Stunden liegen. Denn in einer Studie wiesen Frauen, anders als Männer, auch nach acht Stunden noch eine eingeschränkte Fahrtauglichkeit auf.
Alkohol und andere psychoaktive Substanzen können die sedative Wirkung des Medikaments verstärken. Auf eine gleichzeitige Einnahme von Zolpidem und Alkohol ist daher zu verzichten.
Bei Überdosierung treten unter anderem Verwirrtheit, Sehstörungen und Schwindel bis hin zur Bewusstlosigkeit auf. Bei Verdacht auf eine Überdosis sollte umgehend ein Arzt/eine Ärztin kontaktiert werden.
Wie hoch ist das Suchtpotenzial?
Heute gilt als belegt, dass eine längere Behandlung mit Zolpidem körperlich und psychisch zu einer Abhängigkeit führen kann. Bei wiederholter Einnahme von Benzodiazepin-ähnlichen Stoffen wie Z-Drugs vermindert sich zudem nach wenigen Wochen der hypnotische Effekt, sodass höhere Dosierungen des Medikaments benötigt werden. Aus diesem Grund ist es ratsam, die Dauer der Behandlung von maximal vier Wochen nicht zu überschreiten.
Zolpidem – Nebenwirkungen
Zu den häufigen Nebenwirkungen von Zolpidem gehören:
- Kopfschmerzen
- Halluzinationen, Alpträume, Schlafwandeln
- Depressionen
- Schläfrigkeit, Erschöpfung, Schwindel
- verstärkte Schlaflosigkeit
- kognitive Störungen wie Gedächtnislücken (anterograde Amnesie)
- Infektionen der oberen und unteren Atemwege
- Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen
Zolpidem – Wechselwirkungen
Zu Wechselwirkungen kann es bei der gleichzeitigen Behandlung mit Zolpidem und den folgenden Medikamenten kommen:
- Antipsychotika, Hypnotika, Sedativa, Antidepressiva, Antiepileptika und weitere Medikamente, die dämpfend auf das zentrale Nervensystem einwirken
- Fluvoxamin kann den Blutspiegel von Zolpidem erhöhen
- Narkoanalgetika können das Euphoriegefühl und damit das Abhängigkeitspotenzial erhöhen
- CYP450-Inhibitoren schränken die Wirkung von Zolpidem ein
- CYP3A4-Inhibitoren verstärken die Wirkung von Zolpidem
- Ciprofloxacin erhöht den Blutspiegel von Zolpidem
Zolpidem – Kontraindikationen
Zu den Kontraindikationen von Zolpidem zählen:
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
- schwere Leberinsuffizienz
- schwere Ateminsuffizienz
- Atemaussetzer im Schlaf (Schlafapnoe-Syndrom)
- Myasthenia gravis (Störung der Signalübertragung vom Nerv auf die Muskeln)
- Schwangerschaft und Stillzeit
Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren sollten das Medikament ebenfalls nicht einnehmen.
Häufige Fragen zu Zolpidem
- Was ist Zolpidem?
- Wie schnell wirkt Zolpidem?
- Ist Zolpidem ein starkes Schlafmittel?
- Wie lange wirkt Zolpidem?
- Ist Zolpidem rezeptfrei erhältlich?
- Gibt es bei Zolpidem Langzeitfolgen?
Zolpidem gehört zur Wirkstoffgruppe der Z-Substanzen oder Z-Drugs. Das Mittel unterstützt die Bindung körpereigener Botenstoffe an deren Rezeptoren im zentralen Nervensystem und verstärkt deren entspannenden und schlaffördernden Effekt.
Zolpidem wirkt sehr schnell, meist innerhalb weniger Minuten und sollte daher unmittelbar vor dem Zubettgehen eingenommen werden.
Ja, Zolpidem gilt als starkes Schlafmittel, das zudem physisch und psychisch zu einer Abhängigkeit führen kann.
Die Wirkdauer beträgt etwa sechs Stunden. Die Verkehrstüchtigkeit und Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen kann bis zu acht Stunden nach der Anwendung von Zolpidem beeinträchtigt sein, bei Frauen auch länger.
Nein, in der Schweiz sind Z-Drugs wie Zolpidem nur auf Rezept erhältlich.
Bei langfristiger Anwendung kann es zu Gedächtnislücken, Halluzinationen, paradoxen Reaktionen wie verstärkter Schlaflosigkeit und zu einer Persönlichkeitsveränderung kommen.
- Schneider, F.: Facharztwissen Psychiatrie und Psychotherapie, Springer Medizin, 2012
- WebMD LLC, Zolpidem TARTRATE – Uses, Side Effects, and More, https://www.webmd.com/... (Abrufdatum: 01.03.2024)
- Sucht Schweiz, Verschreibung von Schlaf- und Beruhigungsmitteln, https://www.suchtschweiz.ch/... (Abrufdatum: 29.02.2024)